Die Wismut
 
SABM (SAG) Wismut (1947–53)
SDAG Wismut (1954–1991)
Gesamtproduktion
Betriebsstätten
  Kleinere Betriebsstätten
Erzverarbeitung
Hilfs- und Zulieferbetriebe
Bedeutung für die Wirtschaft der DDR
Arbeitsunfälle und Gesundheitsschäden
Gesundheitswesen Wismut

Quelle: Wikipedia


Die SAG (Sowjetische Aktiengesellschaft) oder ab 1954 SDAG (Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft) Wismut war ein Bergbauunternehmen, das sich zwischen 1946 und 1990 zum weltweit drittgrößten Produzenten von Uran entwickelte. Das an Standorten in Sachsen und Thüringen geförderte und aufbereitete Uran war die Rohstoffbasis der sowjetischen Atomindustrie. Unmittelbar nach der Wende stellte die Sowjetunion Ende 1990 schlagartig ihren Uranimport aus der DDR ein. Seitdem ist das Nachfolgeunternehmen die Wismut GmbH in der Rekultivierung der ehemaligen Bergbaulandschaften tätig.

 

Beginn von Erkundung und Abbau

Die Geschichte des Urans ist mit keiner anderen Region der Welt so eng verknüpft wie mit dem sächsisch-böhmischen Erzgebirge. Der Bergbau im Erzgebirge setzte ab dem 12. Jahrhundert mit Silber und Zinn ein; es folgte die Gewinnung von weiteren Mineralien. Vor allem in den Silber-Kobalt-Bergwerken im Westerzgebirge war schon seit dem 16. Jahrhundert ein schwarzes, schweres, nutzloses Mineral bekannt, das verschiedentlich dem Eisen oder Zink zugeordnet wurde. Es entstand der Name „Pechblende“ für dieses Mineral. Als Typlokalität für die Pechblende (bzw. Uraninit) wird Joachimsthal (heute: Jáchymov) im böhmischen Teil des Erzgebirges angegeben.
Der Berliner Chemiker Martin Heinrich Klaproth bearbeitete 1789 Material aus Johanngeorgenstadt im Westerzgebirge und entdeckte darin das Metall Uran. Im 19. Jahrhundert wurde Uran in einigen erzgebirgischen Gruben als Nebenprodukt für die Farbenherstellung gewonnen. In Joachimsthal erreichte dies industrielle Ausmaße; es handelt sich dort um den ersten Uranbergbau (Uran als Hauptprodukt) weltweit. Bis 1898 waren wissenschaftlich 21 Uranminerale bekannt, davon wurden 14 im Erzgebirge zum ersten Mal beschrieben.
Das Erzgebirge war fast monopolartig Quelle für Uran in der wissenschaftlichen Forschung jener Zeit: Marie und Pierre Curie nutzten große Mengen von Aufbereitungsrückständen aus Joachimsthal für Ihre Entdeckung des Poloniums und des Radiums. Dies hatte große Auswirkungen: Zum einen begann man in Joachimsthal mit der Gewinnung von Radium parallel zur Farbenproduktion, zum zweiten nutzte man stark radioaktive Wässer aus den Gruben zum Aufbau eines bis heute andauernden Kurbetriebes. Vor allem Letzteres weckte Begehrlichkeiten in Sachsen, und der Freiberger Professor Carl Schiffner startete Anfang des 20. Jahrhundert ein intensives Erkundungsprogramm auf radioaktive Quellen und Mineralvorkommen im Erzgebirge. Die stärkste Quelle fand er in Oberschlema im „Markus-Semmler-Stollen“, was zum Aufbau des dortigen Kurzentrums führte.

Die detaillierten Untersuchungen von Schiffner waren hochwertiges Ausgangsmaterial für die sowjetischen Experten in der Sowjetischen Besatzungszone nach dem Zweiten Weltkrieg. Einen direkten Uranbergbau gab es in Sachsen vor dem Zweiten Weltkrieg nicht; die Produktion war auf eine geringe Beigewinnung von Uran aus den westerzgebirgischen Kobalt-Wismut-Nickel-Gruben beschränkt. Versuche, eine Urangrube z.B. in Niederschlag zu eröffnen, blieben in den 1920er und 1930er Jahren erfolglos.
Mit Ende des Zweiten Weltkriegs kamen unverzüglich sowjetische Experten ins Land. Diese sollten zuerst den Stand der deutschen Atomforschung untersuchen. Das Auffinden von mehr als 100 t Uranoxid in Neustadt-Glewe war ein großer Sprung für das sowjetische Nuklearprogramm. Gleichzeitig nahmen Untersuchungen im Erzgebirge ihren Anfang, um natürliche Uranvorkommen zu finden. Im wieder tschechoslowakischen Joachimsthal lief die Produktion nun für die Sowjetunion ohne Unterbrechung weiter. Anlaufstelle in Sachsen war zuerst Freiberg mit dem Bergarchiv und der Bergakademie. Obwohl viele Uranvorkommen in Sachsen bekannt waren, gab es keine entsprechenden wirtschaftlichen Betrachtungen zur Größe der Vorkommen. Die Professoren Dr. Schumacher und Dr. Aeckerlein an der Bergakademie erstellten im Auftrag der Sowjetunion eine Analyse zu den Uranressourcen des Erzgebirges und kam zu einem ernüchternden Ergebnis von gerade einmal achtzig bis neunzig Tonnen Uran für Johanngeorgenstadt als Ort mit dem höchsten zu erwartenden Potential. Eigene Betrachtungen der vorhandenen Unterlagen durch die Sowjetische Militäradministration (SMAD) kamen sogar zu einem noch schlechteren Ergebnis mit 22 t für Johanngeorgenstadt und 10 t für Schneeberg.

Obwohl diese Ergebnisse eigentlich keine weitere Erkundung rechtfertigten, begann man aufgrund der sowjetischen Uranlücke unverzüglich mit der Vorort-Untersuchung von Gruben in Johanngeorgenstadt, Schneeberg, Oberschlema, Annaberg und einigen anderen Bergbaustandorten. Im September 1945 wurde durch das NKWD die „Sächsische Erkundungsexpedition (Sächsische Erzsuchabteilung)“ gegründet, die Uranlagerstätten im Erzgebirge suchen sollte. Diese Abteilung stand unter Leitung des sowjetischen Geheimdienstes. Bergbauanlagen wurden dazu teilweise von der 1933 gegründeten „Sachsenerz GmbH“ übernommen. Die Untersuchungen gaben ein weit optimistischeres Bild als die vorangegangenen Studien, und so wurde die Erkundungsexpedition im April 1946 in die „Gewinnungs- und Erkundungsexpedition“ (Sächsische Gewinnungs- und Erkundungsgruppe) umgeformt. Daraus wurde am 29. Juli die „Sächsische Bergbauverwaltung“. Am 1. Januar 1947 konnten schon 252 t Uran als Ressource für Johanngeorgenstadt ausgewiesen werden, inklusive einer Reservenlöschung von 23 t Uran im Jahr 1946.
 

SABM (SAG) Wismut (1947–53)

Im Mai 1947 erteilte die SMAD den Befehl Nr. 128, der die Überführung mehrerer sächsischer Bergbauanlagen in sowjetisches Eigentum und die Anrechnung auf das Reparationskonto der UdSSR enthielt. Daraufhin wurde die „Sowjetische Staatliche Aktiengesellschaft der Buntmetallindustrie Wismut“ (SABM) mit Sitz in Moskau gegründet. Als Abkürzung für das Unternehmen hat sich aber SAG eingebürgert. Die deutsche Zweigniederlassung hatte ihren Sitz in Aue (Sachsen), wo sie am 2. Juli 1947 im Handelsregister eingetragen wurde. Der Eintrag lautete: Staatliche Aktiengesellschaft der Buntmetallindustrie „Wismut“, Aue, Zweigniederlassung der unter der gleichen Firma in Moskau bestehenden Hauptniederlassung. Gegenstand des Unternehmens: Die Gewinnung, das Schürfen und der Absatz bunter Metalle, wie innerhalb des Gebietes der UdSSR, so auch im Ausland. Grundkapital: 50.000.000 Rubel. Aktiengesellschaft. (Auszug). Im Jahr 1952 wurde der Sitz der Gesellschaft nach Chemnitz-Siegmar verlegt, den auch die Nachfolgegesellschaften SDAG Wismut und Wismut GmbH beibehalten haben. Die SAG Wismut unterstand zuerst direkt der sowjetischen Verteidigungsindustrie, später dem sowjetischen Ministerium für mittleren Maschinenbau.

Auf die positiven Resultate der Erkundung im Jahr 1946 und die darauf einsetzenden Gewinnungsarbeiten folgte ein hoher Bedarf an deutschen Arbeitskräften, die – nach der zu dieser Zeit in osteuropäischen Uranbergwerken gängigen Praxis – durch Arbeitsverpflichtungen (Alliierter Kontrollratsbefehl Nr. 3 vom 17. Januar 1946) sowie intensive Werbemaßnahmen dem Bergbau zugeführt wurden. So wurden von Oktober 1946 bis Dezember 1947 43.590 Arbeitskräfte zur Arbeit für die SAG Wismut gezwungen, davon 31.626 aus dem Land Sachsen. Politische oder Kriegsgefangene waren von dieser Maßnahme – anders als im frühen tschechoslowakischen Uranbergbau – nicht betroffen. Heftige Auseinandersetzungen zwischen der sächsischen Bergverwaltung des Volkskommissariats für Inneres (NKWD), der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) und der für das sowjetische Atomprojekt zuständigen Ersten Hauptverwaltung beim Ministerrat der UdSSR führten sehr zeitig zu Korrekturen der Zwangspraktiken, die daraufhin eingeschränkt und bald darauf ganz abgeschafft wurden. Auf der anderen Seite erfolgte Anfang der 1950er eine Verschärfung der Objektbewachung sowie der Überwachung der Belegschaft, in deren Folge hunderte Bergleute wegen kleinerer Vergehen mit drakonischen Strafen belegt wurden. Darüber hinaus wurden mindestens 70 Wismut-Mitarbeiter allein in den Jahren 1951 bis 1953 als vermeintliche Spione in die Sowjetunion verschleppt und dort hingerichtet.
Bewacht von Truppen des sowjetischen NKWD/MGB kam die Produktion gut voran und erreichte 1950 erstmals mehr als eintausend Tonnen Uran pro Jahr. Bis zum Ende dieses Jahres hat die Wismut und der ihr vorangegangene Bergbau rund 2.500 t Uran an die Sowjetunion geliefert, gegenüber einer sowjetischen Eigenproduktion von etwa 1.000 t Uran sowie weiteren rund 850 t aus der Tschechoslowakei, Bulgarien und Polen. Etwa ab Mitte 1949 dehnte sich das Arbeitsgebiet der Wismut auch nach Thüringen aus, in dessen südlichen und östlichen Teilen man auf Uran stieß. Neben den eigentlichen Bergbau- und Aufbereitungsanlagen übernahm oder gründete die Wismut auch Maschinenbau-, Instandhaltungs- und Versorgungsbetriebe. Einzelne Schächte und Betriebe wurden zu sogenannten „Objekten“ zusammengefasst, von denen 1953 22 im Süden der DDR bestanden. Am 22. August 1953 unterzeichneten die Regierungen der UdSSR und der DDR ein Abkommen, in dem die beiden Regierungen die Liquidierung des deutschen Zweiges der SABM Wismut und die Neugründung der „Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft Wismut“ beschlossen. Die Gesamtproduktion der SAG Wismut bis zu ihrer Auflösung am 31. Dezember 1953 lag bei rund 10.000 t Uran.

SDAG Wismut (1954–1991)

Nachdem 1953 alle SAG vornehmlich in Volkseigene Betriebe überführt wurden, wurde die SAG Wismut liquidiert und als Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft (SDAG) neu gegründet, die bis 1991 existierte. Die SDAG übernahm alle Anlagen der SAG Wismut, wurde aber nicht deren Rechtsnachfolger. Das Aktienkapital wurde zur Gründung auf zwei Milliarden Mark festgesetzt, wobei die DDR und die UdSSR einen Anteil von je einer Milliarde Mark besaßen. Die DDR musste ihren Aktienanteil allerdings in Raten von jeweils 200 Mio. Mark pro Jahr von der UdSSR kaufen. Der Hauptsitz der Gesellschaft wurde von der SAG Wismut in Karl-Marx-Stadt/Siegmar übernommen (heute Chemnitz). Die SDAG Wismut nahm ihre wirtschaftliche Tätigkeit am 1. Januar 1954 auf. Zu diesem Tag standen 32.632 t Uran in der Vorratsbilanz der Wismut. In den Jahren 1962, 1968 und 1975 wurden zwischen der DDR und der UdSSR mehrere Abkommen zur Verlängerung der Tätigkeit der SDAG Wismut getroffen – das Abkommen von 1975 galt bis zum Jahr 2000.
Die Beschäftigtenzahl, die um 1950 bei über 100.000 lag, sank im Laufe der 1950er Jahre auf etwa 45.000 und blieb bis Ende der 1980er Jahre fast unverändert. In den 1950er Jahren wurden auch intensive Modernisierungsmaßnahmen vorgenommen, was zu einer Verbesserung der Arbeitssituation der Beschäftigten sowie zur Erhöhung der Produktivität führte. So wurden moderne leistungsfähige Schachtanlagen auf den Lagerstätten Ronneburg und Niederschlema geteuft und zwei große zentrale Aufbereitungsbetriebe in Crossen und Seelingstädt eröffnet, die über die Jahre durch Hilfsbetriebe in Aue, Zwickau, Grüna und Karl-Marx-Stadt erweitert wurden. Außerdem wurden die Bergleute untertage mit modernerer Technik ausgestattet. In den 1960er Jahren verfügte die Wismut über einen technischen Stand, der dem weltweiten Niveau gleichartiger Bergbauunternehmen entsprach. In diesen Zeitraum fielen auch die Entdeckungen der letzten beiden bedeutenden Uranlagerstätten in Königstein (Sächsische Schweiz) und Pöhla.
Anfang der 1970er Jahre hatte sich die SDAG das Ziel gesetzt, Uran zu Weltmarktpreisen zu produzieren. Allerdings verschlechterte sich die Vorratssituation ab Mitte der 1970er Jahre. Bis 1976 konnte durch stete Erkundung der Vorratsstand ständig erhöht werden, in den nachfolgenden Jahren hingegen überstieg die Vorratslöschung die Menge der neu erkundeten Vorräte. Da darüber hinaus auch die Weltmarktpreise sanken, konnte dieses Ziel letztendlich niemals erreicht werden.
1989 stellten der Bergbaubetrieb „Willy Agatz“ in Freital sowie die Aufbereitungsanlage Crossen ihren Betrieb ein. Im gleichen Jahr wurde beschlossen, auch die Uranförderung des Bergbaubetriebes Beerwalde auf der Ronneburger Lagerstätte einzustellen. Die politischen Geschehnisse überholten allerdings die Planung für die SDAG Wismut. Im Jahr 1990 einigten sich die DDR und die UdSSR darauf, die Tätigkeit der SDAG Wismut zum 1. Januar 1991 einzustellen, was die meisten der zehntausend Beschäftigten ihren Arbeitsplatz kostete. Da sich die UdSSR bereits 1990 weigerte, vereinbarte Uranlieferungen abzunehmen und zu bezahlen, geriet die SDAG in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten. Die drohende Zahlungsunfähigkeit konnte nur unter Aufnahme von Krediten, die durch Bundesbürgschaften ermöglicht wurden, abgewendet werden.

Mit der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 ging der DDR-Anteil der SDAG auf die Bundesrepublik Deutschland über, wodurch ab diesem Zeitpunkt die Verantwortlichkeit beim Bundesministerium für Wirtschaft lag. Am 16. Mai 1991 wurde zwischen der Bundesrepublik und der UdSSR ein Abkommen getroffen, mit dem die sowjetischen Anteile des Unternehmens unentgeltlich an die Bundesrepublik übergingen. Das Abkommen trat am 20. Dezember 1991 in Kraft, am darauffolgenden Tag löste sich die Sowjetunion auf. Um langwierige Verhandlungen zu vermeiden, hatte die Bundesrepublik darauf verzichtet, auf eine Beteiligung der UdSSR an den Sanierungsmaßnahmen zur Wiedernutzbarmachung der ehemaligen Betriebsflächen zu bestehen.
Am 18. Dezember 1991 trat das durch den Bundestag beschlossene „Wismut-Gesetz“ in Kraft, das die Umwandlung der SDAG in eine bundeseigene GmbH regelte. Bereits zwei Tage zuvor trat der Vorstand der SDAG Wismut zum letzten Mal zusammen und entband die Generaldirektion sowie sich selbst von seinen Aufgaben.

Gesamtproduktion

Bis einschließlich 1990 wurden durch die SAG/SDAG Wismut 231.400 t Uran produziert. Damit lieferte die DDR etwa ein Drittel des im sowjetischen Einflussbereiches geförderten Uran bis 1990. Die letzte Vorratsbilanz der SDAG Wismut lag zum 1. Januar 1991 vor. Diese nannte gelöschte Vorräte in Höhe von 251.000 t Uran, Bilanzvorräte von 57.922 t Uran sowie prognostische Ressourcen von 74.079 t Uran.

Wismut GmbH (ab 1991)

Durch den Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der UdSSR vom 16. Mai 1991 ging auch der bis dahin sowjetische Anteil der SDAG Wismut auf Deutschland über. Die Aktiengesellschaft wurde in das Sanierungsunternehmen die Wismut GmbH umgewandelt, von dem Anfang 1992 die umfangreichen Neben- und Hilfsbetriebe als „Deutsche Fertigungs- und Anlagenbaugesellschaft mbH“ (DFA) abgespalten wurden. Einzelne Teile der DFA wurden bis 1995 privatisiert, die Restgesellschaft ging danach in Liquidation. Das grundlegende Ziel der Wismut GmbH besteht bis heute darin, im Interesse der in den betroffenen Gebieten lebenden Menschen eine ökologische sinnvolle Sanierung der Wismut-Standorte durchzuführen und akzeptable Umweltverhältnisse zu schaffen. Für dieses weltweit einmalige Großprojekt stellte die Bundesregierung Haushaltsmittel in Höhe von ca. 13 Milliarden DM über einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren zu Verfügung. Etwa 1,5 Milliarden DM entfielen davon auf die Standorte Schlema-Alberoda und Pöhla. Die Sanierungsziele wurden von den geltenden gesetzlichen Vorschriften und nationalen und internationalen Empfehlungen abgeleitet. Vordringlich nach Einstellung der Uranproduktion war zunächst:

  • die Abwehr der unmittelbaren Gefährdung der Bevölkerung und Schutzgüter Luft, Wasser und Boden
  • eine Bestandsaufnahme der durch den Bergbau eingetretenen Schädigungen der Umwelt
  • die Entwicklung eines tragfähigen Konzeptes für eine systematische Langzeitsanierung

Bis 2010 sollen Sanierungsmaßnahmen für rund 6,2 Milliarden Euro aus Bundesmitteln umgesetzt werden. Zur Wismut GmbH gehört das Tochterunternehmen Wisutec GmbH (gegründet 2002), das für die Vermarktung von Sanierungstechnologien verantwortlich ist. Dieses Unternehmen führt auch Erkundungsmaßnahmen auf Wolfram und Buntmetalle im Gebiet Pöhla durch.

Entwicklung der Betriebsstätten

Schneeberg / Schlema / Alberoda

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Die hydrothermale Ganglagerstätte im Westerzgebirge setzt sich aus den drei Teillagerstätten Schneeberg, Oberschlema und Niederschlema - Alberoda zusammen. Die Lagerstätte mit ihren Bergbauanlagen erstreckt sich über Teile der Städte und Gemeinden Schneeberg, Zschorlau, Lindenau, Bad Schlema, Aue mit dem Ortsteil Alberoda, Lößnitz und Hartenstein.

Der Bergbau in Schlema und Schneeberg begann bereits im 15. Jahrhundert. Zuerst wurden Kupfer und Eisen gewonnen; mit der Entdeckung von reichen Silbervererzungen unter dem Schneeberg entwickelte sich das Gebiet zu einer bedeutenden Bergbauregion in Sachsen. Mit dem Nachlassen der Silberproduktion folgte Bergbau auf Kobalt, Bismut und Nickel. Als Besonderheit ist weiterhin die Produktion von Kaolin in Aue zu nennen, das nach Johann Friedrich Böttgers Erfindung des Porzellans lange Zeit die einzige Quelle des Rohstoffes für das Meißener Porzellan war. In Hartenstein, unweit des späteren Standorts des Hauptschachtes 371 der Wismut, fand auch der einzige Bergbau auf Quecksilber in Sachsen statt.

Das Antreffen starker radioaktiver Wässer auf dem Markus-Semmler-Stollen unter Oberschlema führte zur Gründung des gleichnamigen Radonbades. Nach dem Zweiten Weltkrieg war dieser Stollen Ausgangspunkt für die Uranerkundung, die zur Gründung der Bergbauobjekte 02 (Oberschlema) und 03 (Schneeberg) führte. Im Zuge der Urangewinnung in Oberschlema wurde 1949 die Teillagerstätte Niederschlema-Alberoda (Objekt 09, 1967 in Bergbaubetrieb Aue umbenannt) entdeckt und aufgefahren. In Schneeberg endete der Uranbergbau 1957 mit einer Produktion von etwa 209 t Uran; die Gewinnungsarbeiten in Oberschlema wurden 1961 eingestellt, die Produktion lag hier bei 7098 t Uran. Der intensive oberflächennahe Abbau führte zur fast vollständigen Zerstörung von Oberschlema. Uranbergbau im Lagerstättenteil Niederschlema-Alberoda wurde bis zum Jahr 1990 betrieben, mit einer Produktion von etwa 73.105 t Uran. Die 1990 ausgewiesenen Restressourcen liegen bei etwa 2.000 t Uran mit weiteren 4.000 t vermuteter Uranressourcen in den Randbereichen (Bernsbach) der Lagerstätte. Als Nebenprodukte wurden in geringem Umfang auch Blei, Nickel, Kupfer, Cobalt, Bismut, Selen und Silber gewonnen. Durch den Bergbaubetrieb Aue wurde auch die Komplexlagerstätte Pöhla erkundet und abgebaut.

Die SAG Wismut nutzte zuerst vorhandene Bergwerksanlagen in Schneeberg und Oberschlema wie die Gruben „Weißer Hirsch“, „Türkschacht“ (Bergbaudenkmal in Zschorlau, ältestes sächsisches Stahlfördergerüst) oder den „Markus-Semmler-Stollen“. Alle Teufen-Angaben der Lagerstätte beziehen sich auf den letzteren, er ist die 0m-Sohle. Durch die günstigen Uranfunde wurden in schneller Anzahl auch neue Schächte geteuft, die die wismuttypischen Nummern bekamen. Die vielen Schächte aus der Anfangszeit hatten einen Holzförderturm und waren durch hohe Holzzäune umgeben. Ihre Kapazitäten waren relativ gering. Die Schachtröhren hatten einen kleinen rechteckigen Querschnitt und waren nur mit Holz ausgebaut. Nach der primitiven Anfangszeit ging man in der Mitte der 1950er Jahre zu modernerer Technologie über. Die vielen kleinen Schächte wurden durch wenige moderne, leistungsfähige Anlagen abgelöst. In dieser Übergangsphase kam es 1955 zu einem schweren Grubenunglück in Niederschlema, bei dem 35 Bergleute und Rettungskräfte starben. Nahe dem Schacht 208 brach ein Feuer aus, das sich schnell ausbreitete. Das Unglück legte viele technische und organisatorische Defizite der SDAG Wismut in jener Zeit offen. Während der Modernisierung wurden alte Anlagen wie der Schacht 38 komplett überarbeitet (Erweiterung der Schachtröhre, neues Fördergerüst und Förderanlagen, Werkstätten, Sozialgebäude) oder neue Schächte geteuft. Der Schacht 366 in Aue-Alberoda wurde der erste Schacht mit runder, ausgemauerter Schachtröhre. Er war an die -540-m-Hauptfördersohle angeschlossen. Zweite neue Hauptanlage wurde der Schacht 371, der sich auf der Flur von Hartenstein befindet. Der Schacht war an die -540- und die -990-m-Sohle angeschlossen und ging 1959 in Betrieb. Mitte der 1960er Jahre verfügte der Bergbaubetrieb Aue über drei moderne Hauptschächte (38, 366 und 371) sowie mehrere leistungsfähige Wetterschächte. Zu dieser Zeit produzierte man bis zu 4.000 t Uran pro Jahr. Ab den 1970er Jahren wurde die Förderung auf den Schacht 371 konzentriert und die anderen Schächte nur noch zur Materialförderung und Seilfahrt genutzt. Am Schacht 371 befand sich eine radiometrische Aufbereitungsfabrik, die das Erz vorsortierte, bevor es nach Crossen geschickt wurde. Mehrere Blindschächte erschlossen die tieferen Teile der Lagerstätte. Als letzte und tiefste wurde 1988 die -1.800-m-Sohle vorgerichtet. Allerdings wurde der größte Teil des Urans aus weniger als 1.200 m Teufe gefördert. Insgesamt gab es 48 Gewinnungssohlen im Abstand von 30 bzw. 45 m. Der Bergbaubetrieb hatte einen sehr hohen Bedarf an Energie, da zum einen hohe Mengen Grubenwasser ständig gehoben und zum anderen die Frischwetter gekühlt werden mussten, um das Arbeiten auf den tiefen Sohlen zu ermöglichen.

Für den Abbau des Erzes wurde das altbewährte, aber arbeitsintensive Firstenstoßbau-Verfahren eingesetzt. Dabei werden im Streichen eines Erzganges Strecken aufgefahren und über Überhauen (kleinere vertikale Grubenbaue) zwischen zwei Sohlen verbunden. Dann wird der Gang zwischen zwei Überhauen mit Bohr- und Sprengtechnik von unten nach oben bis zur nächsten Sohle abgebaut. Der Hohlraum wird während des Abbaus mit taubem Gestein verfüllt, so dass die Bergleute beim Abbau auf dem Versatz stehen. Diese Abbautechnik lässt nur eine begrenzte Mechanisierung zu, so dass die Bergleute handgeführte Bohrhämmer verwenden mussten und keine Bohrwagen und ähnliches einsetzen konnten. Letztere kamen aber im Streckenvortrieb zum Einsatz. Die horizontale Förderung des Bergwerkes erfolgte gleisgebunden. Abgeworfene Strecken und Abbaue wurden abgedämmt, um den Eintrag von Radon zu minimieren. Die Gesamtlänge aller horizontaler Grubenbaue der Lagerstätte Niederschlema-Alberoda beläuft sich auf rund 4.200 km, wovon Ende 1990 noch 176,3 km zugänglich waren.

Die Produktion erreichte Mitte der 1960er Jahre über 4.000 t Uran pro Jahr, im letzten kompletten Betriebsjahr 1989 lag sie nur noch bei rund 585 t Uran. Hochwertiges Stufenerz machten einen hohen Anteil am Gesamturanvorkommen der Lagerstätte aus und wurde bis in die 1980er Jahre getrennt ausgehalten und direkt in die UdSSR verschickt. Ärmere Uranerze wurde anfänglich im umfunktionierten Blaufarbenwerk Oberschlema aufbereitet. Ab Mitte der 1950er Jahre wurde es in die große Aufbereitungsanlage Crossen bei Zwickau gebracht. Das in Crossen produzierte Urankonzentrat (Yellow Cake) hatte einen Urangehalt von etwa 70 %. Auch wurde Erz in den letzten Betriebsjahren in Seelingstädt aufbereitet. Teilweise wurde das reichere Erz aus Niederschlema-Alberoda mit ärmeren Erzen aus Ronneburg gemischt und gemeinsam aufbereitet.

Geologisch befindet sich die Lagerstätte Schneeberg-Schlema-Alberoda im äußeren Kontakthof des Eibenstocker Granitmassives, das ein Alter von etwa 300 Millionen Jahren hat. Die Lagerstätte befindet sich auf der Gera-Jachymov-Störungszone. Das zentrale Element der Störungszone ist der Rote Kamm, eine mit Quarz und Hämatit mineralisierte Störung, die die Grenze zwischen den Teillagerstätten Schneeberg und Oberschlema markiert. Der vertikale Versatz zwischen beiden Lagerstätten beträgt 400–500 m. Der Rote Kamm ist in Oberschlema in einem hervorragenden geologischem Aufschluss sichtbar, der zu den Geotopen Sachsens gehört. Die uranführenden Gänge verlaufen in etwa parallel zum Streichen des Roten Kammes. Die drei Teillagerstätten beinhalten insgesamt etwa 2.000 mineralisierte Gänge. Der Abstand zwischen den einzelnen Gängen lag in Oberschlema teilweise unter 10 m. Die Gangmächtigkeiten lagen in der Regel zwischen 0,1 m und 1 m, konnten aber in einigen Bereichen über 10 m erreichen. Das Uran wurde hauptsächlich aus drei verschiedenen Gangtypen gewonnen. Die etwa 280 bis 270 Millionen Jahre alten Uran-Quarz-Calcit-Gänge waren die primäre Uranvererzung und bildeten sich in der Spätphase der variszischen Orogenese. Sie haben in Oberschlema ihre höchste Verbreitung. Diese Gänge wurden später teilweise von der Magnesium-Uranformation mit Dolomit als Hauptgangart (Magnesium-Calciumcarbonat) überprägt. Sie lieferten das meiste Uran der Teillagerstätte Niederschlema-Alberoda. Als letzte Vererzungsetappe folgte die biconi-Ag-U-Formation, die in Schneeberg große Bedeutung hatte. Dies sind Quarz-Karbonatgänge, die Bismut, Cobalt, Nickel, Silber und teilweise Uran führen. Das Uran ist allerdings nur aus den älteren Vererzungen umgelagert. Haupturanmineral ist die Pechblende (kollomorpher Uraninit). Coffinit (Uransilikat) machte weniger als 5 % der Uranvererzung aus. Die Lagerstätte Schneeberg ist für ihre Vielzahl von sekundären Uranmineralen bekannt, darunter viele Erstbeschreibungen. Berühmt geworden ist ein Erzanbruch auf dem Erzgang „Walpurgis Flacher“ der Grube „Weißer Hirsch“ im Jahr 1871, der fünf neue Uranminerale lieferte (Walpurgin, Trögerit, Zeunerit, Uranospinit, Uranosphärit). Es gibt eine Vielzahl von weiteren Erzgangtypen mit Altern zwischen 300 Mio. und 5 Mio. Jahren, die für die Urangewinnung jedoch keine wesentliche Rolle spielten. Nebengesteine der Erzgänge sind teilweise kohlenstoffreiche und kontaktmetamorphe Schiefer, Amphibolite, und Skarne. Diese meta-sedimentären und meta-vulkanischen Gesteine aus dem Silur und Ordovizium gehören der Lößnitz-Zwönitzer-Zwischenmulde an und werden von Phylliten eingerahmt. Die Erzgänge setzen sich in die Phyllite fort, sind dort aber kaum mineralisiert. Ebenso können Gangstrukturen in das unterlagernden Granit verfolgt werden, sie beinhalten im Granit aber kaum noch Uran. Allerdings ist der Granit eine potentielle Quelle für das Uran in den Gängen, ebenso wie die kohlenstoffreichen Schiefer. Weiterhin kommen magmatische Ganggesteine in Form von Kersantiten vor.

Mit einer Gesamtproduktion von über 80.000 t Uran ist die Lagerstätte Schneeberg-Schlema-Alberoda die größte ihrer Art weltweit. Der Uranbergbau in Niederschlema hält auch den Teufenrekord für Europa mit der tiefsten Sohle auf nahezu 2.000 m unter Tage. Die Gesteinstemperaturen auf dieser Sohle lagen bei fast 70 °C. Der tiefste Schacht der Lagerstätte hatte eine Teufe von etwa 1.400 m (Schacht 382; geflutet aber als Abwetterschacht weiterhin offen).
Nach Einstellung der Urangewinnung wurde aus dem Bergbaubetrieb der Sanierungsbetrieb Aue (heute Niederlassung Aue der Wismut GmbH). Zu den Aufgaben gehört die Verwahrung und Sicherung des untertägigen Grubengebäudes sowie der Tagesschächte, die kontrollierte Flutung des Grubengebäudes inklusive der Behandlung des Grubenwasser vor dessen Einleitung in die Zwickauer Mulde, die Sanierung und Beseitigung der übertägigen Betriebsanlagen und die Sanierung der umfangreichen Haldenflächen. Aus rechtlichen Gründen ist die Wismut GmbH nur für die Sanierung von Objekten zuständig, die nach 1962 noch im Besitz der SDAG Wismut lagen. Daher gehört der Lagerstättenteil Schneeberg nicht mit zu den Sanierungsaufgaben, ebenso die Halde 296 im Lagerstättenteil Niederschlema. Die Niederlassung Aue der Wismut GmbH hat aber in den letzten Jahren auch Aufträge zur Überwachung und Sanierung von Flächen, Halden und Anlagen in Zobes und Johanngeorgenstadt außerhalb ihres Kernauftrages erhalten. Grubengebäude anderer Standorte wie z.B. Schneeberg werden teilweise durch Firmen wie der Bergsicherung Schneeberg verwahrt. Die Halden werden ausgehend von der größten Gefährdung (Nähe zur Wohnbebauung) abgeflacht und teilweise umgelagert und anschließend mit 80 cm tonigem Material und 20 cm Mutterboden abgedeckt. Das gesamte Haldenvolumen beträgt rund 43 Mio. m³. Der heutige Autobahnzubringer Aue-Hartenstein (BAB 72) führt über das Gelände der Halde 366/186. Der Schlammteich im Borbachtal, der anfangs für die Tailings der Uranaufbereitung und später als Absatzbecken für das Grubenwasser genutzt wurde, ist trockengelegt und ebenfalls abgedeckt worden. Für die Sanierung des Schlammteiches musste ein Ersatzbiotop angelegt werden. Oberflächennahe Grubenbaue besonders im Bereich Schlema werden sicher verwahrt und teilweise verfüllt. Dafür werden das Lichtloch 15IIb (Markus-Semmler-Stollen) sowie der Schacht 208 in Niederschlema genutzt. Bei der Sanierung der Grubenbaue muss darauf geachtet werden, dass ein Austritt von radonhaltigen Wettern im Bereich der Bebauung in Schlema verhindert wird. Der frühere Frischwetterschacht 382 wurde zum Abwetterschacht umgebaut und soll die Abführung des Radons außerhalb der Ortslage Schlema gewährleisten. Die Flutung des Grubengebäudes wurde schrittweise bis zur 60-m-Sohle durchgeführt (60 m unter dem Niveau des Markus-Semmler-Stollens der Zwickauer Mulde). Von dort wird das Grubenwasser abgepumpt und in der Wasserbehandlungsanlage Niederschlema aufbereitet (etwa 800–1.000 m³/h). Entfernt werden Uran, Radium und Schwermetalle. Das immer noch über 20 °C warme Grubenwasser wird danach in die Zwickauer Mulde eingeleitet. Eine Kolonie von Kormoranen nutzt wegen des warmen Wassers diesen Standort als Winterquartier. Bis zur Flutung der -540-m-Sohle 1997 war der Schacht 371 für Besucher zugänglich. Die Aufbereitungsrückstände werden gesondert auf der Halde 371 eingebaut. Die nicht mehr genutzten Tagesschächte werden teilweise verfüllt und verplombt und die Tagesanlagen nach und nach abgebrochen bzw. einer anderen Nutzung zugeführt.

Am Standort des Schachtes 371 in Hartenstein befindet sich die Lagerstättensammlung der Wismut, die alle Lagerstätten des Unternehmens mit ihrer Geologie und Mineralogie vorstellt. Die Sammlung kann zu bestimmten Terminen und auf Anfrage besucht werden. Das Lichtloch 15IIb des Markus-Semmler-Stollens in Oberschlema ist als Besucherbergwerk zu besichtigen. Zu besonderen Anlässen und auf Anfrage ist auch die Grube „Weißer Hirsch“ in Schneeberg für Besucher geöffnet. Das ehemalige Kulturhaus „Aktivist“ in Bad Schlema ist Heimat des Uranerzbergbaumuseum. Schlema ist heute wieder Kurort (Bad Schlema) und beherbergt ein neues Radonbad mit Kurviertel im Bereich des ehemaligen Oberschlema. Das radonhaltige Wasser kommt allerdings nicht mehr direkt aus der Lagerstätte, sondern aus extra angelegten Bohrungen im Gleesberg-Granit.

Gera/Ronneburg

Das Vorkommen von radioaktiven Quellen bei Ronneburg in Ostthüringen war schon vor dem Zweiten Weltkrieg bekannt, allerdings erreichten sie nie die Berühmtheit oder Stärke der Quellen von Oberschlema oder Jáchymov im Erzgebirge. Im Jahr 1949 begann die Wismut mit der Uranerkundung im Gebiet von Ronneburg. Die Suche führte zum Auffinden und Abbau der größten Uranressource Europas mit einem Inhalt von etwa 200.000 t Uran. Abgebaut wurden davon bis 1990 etwa 113.000 t (Ressourcenlöschung). Die Wismut wies zum 1. Januar 1991 eine gesamte Restressource von 87.243,3 t für das Erzfeld Ronneburg aus.
Die Lagerstätte liegt auf der Gera-Jáchymov-Störungszone, an die auch die Uranlagerstätten Přibram, Sokolov, Jáchymov (alle Tschechische Republik), Pöhla-Tellerhäuser, Johanngeorgenstadt, Schneeberg-Schlema-Alberoda und Hauptmannsgrün-Neumark gebunden sind. Im Gegensatz zu den genannten Lagerstätten (außer Hauptmannsgrün-Neumark) handelt es sich beim Erzfeld Ronneburg allerdings nicht um eine Ganglagerstätte, sondern um eine hydrothermal überprägte Schwarzschieferlagerstätte mit einer Uranmineralisation in paläozoischen kohlenstoffreichen Schiefern und Diabasen des Ordoviziums und Silurs. Die Lagerstätte besteht aus unzähligen, unregelmäßig geformten Erzkörpern unterschiedlichster Größe, jeder davon enthält durchschnittlich 70 t Uran. In den Körpern wird die Vererzung durch Klüfte und Störungen kontrolliert und ist stark absetzig, das heißt, die Uranverteilung ist sehr ungleichmäßig. Das Fördererz enthielt im Durchschnitt 0,07–0,1 % Uran.
Bis 1970 war das Objekt 90 (ab 1967 Bergbaubetrieb Gera) für die Lagerstätte verantwortlich. In diesem Jahr wurde der Bergbaubetrieb (BB) in die Bergbaubetriebe Reust, Schmirchau und Paitzdorf aufgespalten, 1974 und 1980 kamen noch die Bergbaubetriebe Beerwalde und Drosen hinzu. Folgende Betriebe waren auf der Lagerstätte tätig (Angabe der Gesamtbetriebszeit der Bergwerke):

  • Tagebau Ronneburg (1950 bis 1953)
  • Schacht Lichtenberg (1950 bis 1962, danach zum BB Reust gehörig)
  • BB Reust (1957 bis 1988, danach zum BB Schmirchau gehörig)
  • BB Schmirchau (1950 bis 1990, danach Sanierungsbetrieb Ronneburg)
  • Brandschutzzeche (1962 bis 1969, danach zum BB Reust gehörig)
  • Tagebau (BB) Lichtenberg (1958 bis 1976)
  • BB Paitzdorf (1954 bis 1990, danach Sanierungsbetrieb Ronneburg)
  • Tagebau Stolzenberg (1954 bis 1957)
  • BB Beerwalde (Teufe 1967, selbstständig ab 1974, ab 1991 zu Sanierungsbetrieb Drosen; enthält Feldesteil Korbußen)
  • Schachtbaubetrieb (1977 bis 1980; aus BB Lichtenberg)
  • BB Drosen (Teufe ab 1974; selbstständig ab 1980, ab 1991 Sanierungsbetrieb Drosen)

Die Bergbaubetriebe Beerwalde und Drosen befanden sich nördlich der BAB 4, alle anderen lagen südlich. Die einzelnen Betriebe wurden 1993 zum Sanierungsbetrieb Ronneburg mit Sitz in Paitzdorf zusammengeschlossen. Insgesamt wurden 3 Tagebaue betrieben und 63 Schächte und Blindschächte geteuft. Die Lagerstätte fiel von Süd nach Nord ein, der tiefste Bergbau fand in Drosen mit einer Teufe von rund 900 m statt. Große Probleme bereiteten in den 1950er und 1960er Jahren endogene Brände, die durch den Kohlenstoff- und Markasitgehalt in Kombination mit ungeeigneten Abbauverfahren ausgelöst wurden. Teilweise musste die Förderung auf einzelnen Sohlen und Abbaublöcken eingestellt werden, und die Brandschutzzeche wurde gegründet. Aus Erfahrungsmangel wurde in der Ronneburger Lagerstätte am Anfang eine große Vielzahl verschiedener Abbaumethoden angewendet. Vor allem Bruchbauverfahren waren dabei Ursache der endogenen Brände. Mit Einführung des Teilsohlenbaus mit Versatz hatte man ein produktives und sicheres Abbauverfahren für die Lagerstätte gefunden. In geringem Umfang setzte die Wismut auch Untertage- und Haufenlaugung in Ronneburg zur Urangewinnung ein. Die Wismut betrieb in Wolfersdorf und Kayna Sandgruben zur Gewinnung von Versatz für die Abbauhohlräume der Bergbaubetriebe.
Die Aufbereitung der Erze fand zum größten Teil in der Aufbereitungsanlage Seelingstädt 10 km südlich von Ronneburg statt. Die Erze wurden sowohl soda-alkalisch als auch sauer aufbereitet. Die Technik hing von der geochemischen Zusammensetzung (karbonat- oder silikatreich) des Erzes ab. Die Aufbereitungsanlage Seelingstädt befand sich am Ort der Uranlagerstätte Culmitzsch, die von 1951 bis 1967 abgebaut wurde. Diese Lagerstätte hing aber geologisch nicht mit dem Ronneburger Erzfeld zusammen.
Die Wismut stellte einen wesentlichen Wirtschaftsfaktor in der Region Gera dar und trug erheblich zum Wachstum der Stadt bei; so wurde zum Beispiel das Neubaugebiet Bieblach ausdrücklich als Bergarbeitersiedlung angelegt.
Nach der Einstellung der Bergbautätigkeit im Jahre 1990 begann auch hier die Sanierung. Dabei konzentrierte sich die Wismut GmbH in den ersten fünf Jahren auf die Stilllegung und Verwahrung der rund 1000 km Grubenbaue im untertägigen Betrieb. 1997 wurde mit der Flutung der Gruben begonnen. Über Tage nahm die WISMUT GmbH 1991 die Haldensanierung in Angriff. Der Schwerpunkt lag auf der Verwahrung des Tagebaus Lichtenberg durch Umlagerung der Halden. Hier rollte die größte Kipperflotte Europas und versetzte im wahrsten Sinne des Wortes Berge. Bereits 1995 verschwand so die Gessenhalde im Tagebau Lichtenberg. Diese Halde hatte einen besonders hohen Gehalt an Sulphiden und stellte damit eine potentielle Quelle für saure Lösungen dar, die die Umwelt in der Umgebung gefährden konnten. Die vier Spitzkegelhalden bei Paitzdorf und Reust, die charakteristische Landmarken waren, wurden in den Jahren 2004 bis 2006 abgetragen.

Zur Expo 2000 war die Wismut-Sanierung ein Begleitprojekt („Revitalisierung der Uranerzbergbaufolgelandschaft Ostthüringen“). An der Stelle des aufgefüllten Tagebaues Lichtenberg entstand die Neue Landschaft Ronneburg, die Ausstellungsfläche der Bundesgartenschau 2007 war. Ein BUGA-Begleitprojekt mit Bezug auf den Bergbau der Wismut war zudem die Resurrektion Aurora in Löbichau.
Der Uranerzbergbau bei Ronneburg stellte insofern einen Sonderfall dar, als dass die Wismut hier anders als im Erzgebirge und in der Sächsischen Schweiz auf keinerlei historisch gewachsene Bergbautradition zurückgreifen konnte.

Lagerstätte Königstein

Im Raum um Königstein und Rosenthal begannen 1961 geologische Erkundungen, die 1963 nahe Leupoldishain zum Aufschluss einer abbauwürdigen Lagerstätte führten. Diese gehörte zum Typ der Sandstein-Lagerstätten. Die Uranvererzungen sind im Wesentlichen an cenomane Sedimente gebunden und als flach lagernder Erzkörper ausgebildet. Insgesamt wurde auf einer Fläche von 25 km² ein Vorrat von 30.000 t Uran erkundet. Die 1967 begonnene Förderung erschloss zwischen den Ortschaften Struppen, Königstein, Hütten, Bielatal und Langenhennersdorf ein 7,1 km² großes Grubenfeld. Aus diesem wurden bis 1990 18.006 t Uran gewonnen, darunter 12.251 t durch konventionellen Abbau und 5.755 t mittels Untertage- und Haufenlaugung sowie der Schachtwasserreinigung. Die Förderhöhepunkte waren die Jahre 1971–78 mit jährlichen Förderleistungen von 1.000–1.200 t. In den 1980er Jahren ging der Abbau auf ca. 450 t pro Jahr zurück. Dennoch war der Bergbaubetrieb Königstein der am kostengünstigsten arbeitende Betrieb der SDAG Wismut in dieser Zeit. Im Zuge der Sanierung wurden auch in den 1990er Jahren noch Restmengen gefördert, sowie auch bis in die Gegenwart Uran als „Nebenprodukt“ der Grubenwasserreinigung auf dem Markt „entsorgt“. Im Jahr 2008 waren dies 77 t.
Die Zahl der Beschäftigten belief sich bis 1990 auf etwa 2200. Damit war das Bergwerk über lange Jahre einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region der Sächsischen Schweiz. 2005 waren noch etwa 365 Mitarbeiter in der Sanierung beschäftigt.
Einige der Betriebsanlagen des Bergbaubetriebes befinden sich im unmittelbaren Sichtfeld der Festung Königstein an der B 172 nahe Leupoldishain. Hier errichtete die Wismut unter anderem zwei Schächte (390 und 388), Maschinenhäuser, ein Umspannwerk, eine Verdichterstation, Verwaltungsgebäude und Materiallagerplätze. Insgesamt gab es in Königstein fünf Schächte, außer den beiden genannten noch die Schächte 387, 392 und 398. Die Schächte 387 und 392 sind bereits abgeworfen und verfüllt, der Schacht 398 wird bis Ende 2008 verfüllt sein. Die Lagerstätte selbst wurde auf vier Sohlen in 25, 50, 94 und 135 m ü. NN ausgerichtet. Die +25-m-Sohle als tiefste Sohle der Grube liegt am Hauptschacht 390 rund 300 m unter Tage. Wegen der Lage des Bergwerks im bedeutsamen Landschaftsschutzgebiet Elbsandsteingebirge wurde ein Abkippen des Abraums auf Hochhalden nicht genehmigt, so dass vor allem natürliche Schluchten der Umgebung (Schlüsselgrund) zur Lagerung des Abraums benutzt wurden.

Kompliziert gestaltete sich der Abtransport des gewonnenen Erzes zu den Aufbereitungsbetrieben in Crossen und Seelingstädt. Aufgrund des Höhenunterschiedes von 150 m konnte das Königsteiner Bergwerk nicht direkt an die Elbtalbahn angebunden werden. Verladebahnhof wurde deshalb der Bahnhof Pirna-Rottwerndorf der Gottleubatalbahn. Obwohl aus ökonomischen und ökologischen Gründen ein Untertagetransport favorisiert wurde, errichtete die Wismut aus Zeitgründen eine Seilbahn (Länge 4,4 km; 175 Gondeln à 1 m³). In der Hauptbetriebszeit verließen täglich sieben Züge zu je 13 Waggons den Verladebahnhof.

Seit Mitte der 1970er Jahre verschlechterten sich die Abbaubedingungen durch den abnehmenden Urangehalt und ungünstiger verlaufende Streichrichtung der Vererzungen. Deshalb entschloss sich die Wismut, den konventionellen Abbau durch chemische Gewinnungsverfahren zu ersetzen, die schon seit Ende der 1960er Jahre getestet und neben der konventionellen Gewinnung planmäßig eingesetzt wurden. 1984 wurden komplett auf die unkonventionelle Gewinnung umgestellt. Diese Verfahren waren die Laugung von Armerz auf der Schüsselgrundhalde, die Abtrennung des Urans aus dem Schachtwasser und als wichtigstes Verfahren die Untertagelaugung. Die Laugung durch übertägige Bohrung wie sie bei vielen sandsteingebundenen Uranlagerstätten angewendet wird, wurde erwogen aber nicht angewendet. Bei der Laugung untertage wurde der uranführende Sandsteinen durch Sprengungen blockweise aufgelockert (magaziniert) und mit schwefelsaurer Lösung (4 g H2SO4 pro l Wasser) gelaugt. In den folgenden Jahren wurden etwa 160.000 t Schwefelsäure eingesetzt und etwa 50 Mio. t Gestein mit der Lösung kontaktiert. In Königstein wurde eine uranreiche Lösung als Zwischenprodukt aus der Laugung hergestellt und in Tankwagen per Eisenbahn nach Seelingstädt transportiert, wo man das chemische Endprodukt herstellte. Dieses Abbauverfahren gestaltete die nach der Abbaueinstellung (1990) vorgesehene Flutung der Grubenbaue besonders schwierig. Einerseits musste verhindert werden, dass die noch im Umlauf befindliche Laugungslösung bei der Flutung ausgewaschen wird und in die Grundwasserleiter gelangt. Andererseits war die Sanierung in Königstein besonders zeit- und kostenaufwendig, da für die Außerbetriebnahme chemisch betriebener Urangruben kaum auf nutzbare Erfahrungen zurückgegriffen werden konnte. So wurde die Flutung erst nach umfangreichen Vorbereitungen 2001 eingeleitet. Die Gesamtsanierung des Betriebsteils Königstein wird noch bis ca. 2010 andauern.

Lagerstätte Culmitzsch

Culmitzsch stellt die viertgrößte Uranlagerstätte dar, die durch die Wismut erkundet und abgebaut wurde. Sie liegt 10 km südlich der Stadt Ronneburg im Landkreis Greiz. Sie war dem Objekt 90 mit Sitz in Gera zugeordnet. Die Produktion erfolgte aus drei Teillagerstätten:

  • Sorge / Trünzig-Katzendorf (1952 bis 1957; Uranlöschung: 2.294,6 t)
  • Gauern (1954 bis 1957; Uranlöschung: 427,7 t)
  • Culmitzsch (1955 bis 1967; Uranlöschung: 9.216,6 t)

Der durchschnittliche Urangehalt im Fördererz lag zwischen 0,059 und 0,068 %. Die genannten Teillagerstätten gelten als komplett abgebaut, wobei an den Flanken verbliebene Ressourcen aus wirtschaftlich/bergmännischen Überlegungen abgeschrieben wurden. Hinzu kommt das Erkundungsrevier Gera-Süd im Norden der Lagerstätte, für das am 1. Januar 1991 Ressourcen von 3.350 t Uran ausgewiesen wurden. Während der untertägigen Erkundung durch den Bergbaubetrieb Reust wurden 19,4 t der Ressourcen gelöscht. Die bergmännisch nur schwer beherrschbaren geologischen Verhältnisse verhinderten weitere Gewinnungsarbeiten in diesem Lagerstättenteil.
Die Tagebauen Trünzig und Culmitzsch wurden nach Einstellung der Uranförderung als Schlammteiche für die Tailings der Aufbereitungsanlage Seelingstädt verwendet.

Die in zwei Horizonten ausgebildete Vererzung ist an Zechstein-Sedimente gebunden, die aus kohlenstoffreichen Tonsteinen, Sandsteinen und Dolomiten bestehen. Die Uranmineralisation besteht in diesen Sedimenten aus feindispers verteilter Uranschwärze. An der Basis der Lagerstätte tritt ein Konglomerat auf, das teilweise mit Pechblende zementiert ist und mineralisierte Koniferenreste aufweist. Die Zellwände des fossilen Holzes bestehen dabei aus Pechblende, das Zellinnere aus Galenit. In der Oxidationszone der Lagerstätte traten auch Uranglimmer auf, im Erkundungsrevier Gera-Süd trat Coffinit auf. Uranlieferanten für die Mineralisation waren vermutlich uranreiche Verwitterungslösungen, die unter den reduzieren Bedingungen der kohlenstoffreichen Sedimente das Uran abschieden. Neben der oxidischen Uranmineralisation trat auch eine sulfidische, nicht abbauwürdige Vererzung von Zink, Blei, Kupfer, Eisen, Arsen, Kobalt, Nickel und Antimon auf.

Lagerstätte Zobes/Bergen

Die Lagerstätte Zobes/Bergen befindet sich im Vogtland nahe der Talsperre Pöhl. Sie besteht aus den bergmännisch miteinander verbundenen, aber geologisch unterschiedlichen Teilen Zobes im Osten und Bergen im Westen.
Die Erkundungsarbeiten durch die Wismut in Zobes begannen 1949. Vorher fand auf der Lagerstätte kein Bergbau statt. Das Grubenfeld umfasste etwa 6 km². Die Förderung wurde 1950 aufgenommen und erreichte im Jahr 1956 ihren Höchststand mit einer Produktion von 688 t Uran. Eingestellt wurde der Bergbau 1963, nachdem 5030,9 t Uranvorräte gelöscht wurden, entsprechend einer Produktion von rund 4.600 t Uran. Bergbau in Bergen wurde von 1949 bis 1959 betrieben mit einer Vorratslöschung von 197,4 t Uran, was einer Produktion von etwa 160 t entspricht. In Zobes wurde bis in eine Teufe von 733 m abgebaut, in Bergen erreichte der Bergbau nur 428 m Teufe. In geringem Umfang wurde auch Kupfererz gewonnen und in die Aufbereitung nach Mansfeld geschickt.
Die Lagerstätte Zobes befindet sich in einer als „Zobeshorizont“ bezeichneten Serie meta-sedimentärer Gesteine. Dies sind paläozoische phyllitische Tonschiefer, phyllitische Schluffschiefer mit Quarziteinschaltungen, Alaun- und Kieselschiefer mit eingelagerten Kalksteinen sowie amphibolitischen Diabasen und Spilitgesteinen. Die Lagerstätte befindet sich im Kontakthof des Bergener Granits, wodurch die Gesteine zusätzlich kontaktmetamorph überprägt sind und sich Skarne gebildet haben. Des Weiteren treten verschiedene magmatische Ganggesteine auf. Die Erzgänge haben innerhalb des Zobeshorizontes ihre höchste Uranführung. Die Uranerze kommen hauptsächlich in spätvariszischen Quarz-Calcit-Urangängen sowie untergeordnet in postvariszischen Quarzgängen mit Bismut-, Kobalt- und Nickelarseniden vor. Haupturanmineral ist Pechblende; untergeordnet kommt eine Vielzahl von sekundären Uranmineralen vor. Die Skarnhorizonte der Lagerstätte haben zum Teil interessante Gehalte an Scheelit (ein Wolframmineral) und wurden nach Einstellung der Urangewinnung dahingehend erkundet. Es wurden WO3 Vorräte von 4.950 t berechnet, die Vererzung aber als nicht abbauwürdig eingeschätzt. Die Lagerstätte Bergen befand sich innerhalb des gleichnamigen Granites. Wenige Gänge waren innerhalb des Granites ausgebildet und führten neben Pechblende verstärkt Uranglimmer. Die Lagerstätte ist vor allem für großartig ausgebildeten Uranocircit und Autunit bekannt. Auch ist das Uranphosphat Bergenit nach ihr benannt. Ein Teil der Lagerstätte ist durch einen später angelegten Granitsteinbruch aufgeschlossen.

Lagerstätte Freital / Dresden-Gittersee

Geschichte

In Freital bei Dresden wurde seit Mitte des 16. Jahrhunderts bis nach dem Zweiten Weltkrieg Bergbau auf Steinkohle betrieben. Das Freitaler Revier war nach nach dem Zwickauer und dem Lugau-Oelsnitzer Revier das drittgrößte sächsische Steinkohlenrevier. Nach dem Zweiten Weltkrieg gestaltete sich die Geschichte des Reviers sehr wechselvoll. Die Wismut erkundete zwischen 1947 und 1950 radioaktive Anomalien im Baufeld Heidenschanze mit mehreren Schächten und Schürfen. 1950 wurden diese Anlagen an die VVB Steinkohle, VEB Steinkohlenwerk Freital, zur Produktion von sogenannter Energiekohle (normale Steinkohle zur Verstromung) übergeben. 1950 begann die VVB mit der Teufe der Schächte I, II und III in Dresden-Gittersee, 1952 wurden die Anlagen und Grubengebäude der Felder Gittersee und Heidenschanze wieder an die Wismut übergeben und Erkundungs- und Vorrichtungsarbeiten vorgenommen. 1955 übergab die Wismut die Anlagen wieder an die VVB Steinkohle, VEB Steinkohlenwerk Freital. Zeitweilig kaufte die Wismut erzhaltige Kohle vom Steinkohlenwerk Freital an. Dazu hatte das Steinkohlenwerk zeitweilig eigene Radiometristen bzw. die Wismut hatte eigene Angestellte zur Bestimmung des Urangehaltes auf der Grube. 1967 wurde die Energiekohleförderung des nun „Willi Agatz“ genannten Steinkohlenwerkes in Dresden-Gittersee eingestellt. 1968 übernahm die Wismut die Anlagen wieder und förderte bis 1989 sogenannte Erzkohle zur Urangewinnung. Alle restlichen Ressourcen der Lagerstätte wurden 1989 als Außerbilanzvorräte abgeschrieben. Der Bergbaubetrieb „Willi Agatz“ wurde 1990 unter dessen Leitung mit dem Bergbaubetrieb Königstein vereinigt.

Die Uranproduktion in den Revieren Gittersee, Heidenschanze und Bannewitz betrug insgesamt 3.691 t, was einer Vorratslöschung von 3.977 t Uran entspricht bei einem durchschnittlichen Urangehalt von 0,111 %. Die Steinkohlenproduktion in Freital betrug insgesamt etwa 40 Mio. t. Die Aufbereitung der Erze geschah zuerst direkt in Freital, später in Crossen.

Sanierung

Die Sanierung des Standortes wird durch die Niederlassung Königstein durchgeführt. Nach der Verwahrung der Grubenbaue und der Schächte wurde mit der gesteuerten Flutung des Reviers Gittersee begonnen. Dazu wurden Förderbohrlöcher niedergebracht, in denen leistungsstarke Pumpen installiert wurden. Diese waren so dimensioniert, daß nötigenfalls der Flutungsspiegel wieder gesenkt werden konnte. Als sich Mitte der 2000er Jahre nicht, wie vermutet eine natürliche Wasserführung einstellte, entstanden im Stadtgebiet von Freital mehrere Quellen. Daraufhin wurde der Flutungswasserspiegel wieder abgesenkt und die Quellen versiegten.
Seit 2007 wird zur endgültigen Lösung des anstehenden Grubenwassers eine ca. 3 km lange Verbindungsstrecke zwischen dem ehemaligen Schacht III und dem „Tiefen Elbstolln“ in Freital-Zauckerode aufgefahren. Diese Strecke wird von der Unternehmensleitung der Wismut „Wismut-Stolln“51.00970793138913.663929104722 genannt, obwohl sie kein Stollen ist, da sie nicht über ein eigenes Mundloch verfügen wird. Ende Mai 2010 waren die Zufahrtsrampe (370 Meter lang, 60 Meter Höhenunterschied) und 320 m Stolln in südöstlicher sowie 540 m Stolln in nordöstliche Richtung fertiggestellt. Der Durchschlag mit dem Elbstolln soll 2011 erfolgen.

Geologie

Die Steinkohlenlagerstätte Freital befindet sich im Döhlener Becken zwischen dem Erzgebirge und dem Elbtalgraben. Die Flöze sind in einer vulkano-sedimentären Abfolge aus dem Rotliegenden eingeschaltet und damit deutlich jünger als die Flöze in Zwickau oder Oelsnitz. Die Uranvererzung kommt nur in einem begrenzten Teil des Steinkohlenreviers vor. Das Uran tritt feinverteilt in einigen Flözen, kohligen Schiefern und Arkosesandsteinen auf. Die kohlige Substanz sorgte für eine Ausfällung des Urans aus Lösungen, die möglicherweise von den sauren Vulkaniten der Umgebung geliefert wurden. Neben Uran treten auch Zink, Blei, Arsen, Molybdän, Vanadium und Germanium in erhöhten Konzentrationen auf.

Lagerstätte Johanngeorgenstadt

Johanngeorgenstadt liegt im westlichen Erzgebirge unmittelbar an der Grenze zur Tschechischen Republik. Die Stadt hat eine lange Bergbautradition, die mit dem Abbau von Eisen und Zinn im 16. Jahrhundert begann. Mitte des 17. Jahrhundert wurden reiche Silbererze aufgefunden. Der Berliner Apotheker und Chemiker M.H. Klaproth erhielt auch von hier Proben von Pechblende, in denen er 1789 das Element Uran entdeckte (Grube „George Wagsfort“). Die gesamte Uranproduktion in Johanngeorgenstadt vor dem Zweiten Weltkrieg wird auf 6,1 t U3O8 geschätzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Johanngeorgenstadt die erste Lagerstätte, für die sich die sowjetischen Experten interessierten. Im Jahr 1946 wurde das „Objekt 01“ gegründet, der erste Produktionsbetrieb der Wismut. Die Wismut nutzte zuerst vorhandene Stollen und Schächte. Das Bergwerk „Frisch Glück“ wurde „Schacht 1“ und ist noch heute als Besucherbergwerk zugänglich. Die erste Vorratseinschätzung nach dem 2. Weltkrieg ging von einer Ressource von 22,2 t Uran für die Lagerstätte aus. Die tatsächliche Vorratslöschung bei Betriebseinstellung 1958 lag bei 4.100 t Uran. Daraus wurde eine Produktion von 3.585 t Uran geschätzt. Zwischenstaatlich geregelt fand auch eine Gewinnung von Uran unter der tschechoslowakischen Ortschaft Potůčky (Breitenbach) durch die Wismut statt. Die Tschechoslowakei betrieb allerdings auch eigene Uranerkundung und -produktion auf ihrem Teil der Lagerstätte.
Die Lagerstätte befindet sich im Randbereich der Gera-Jáchymov-Störungszone. Nebengesteine der Erzgänge sind Phyllite, Amphibolite und untergeordnet Granite. Haupturanmineral ist Pechblende, im geringeren Umfang kommen auch sekundäre Uranminerale vor. Die uranführenden Gänge enthalten teilweise auch hohe Gehalte an Bismut, Nickel, Kobalt und Silber. Eine Gewinnung dieser Elemente durch die Wismut fand nicht statt.

Reiche, oberflächennahe Uranvererzungen führten zu einem intensiven Bergbau, der die Zerstörung der Altstadt von Johanngeorgenstadt nach sich zog.

Komplexlagerstätte Pöhla

Pöhla ist eine Gemeinde im westlichen Erzgebirge im Erzgebirgskreis. Schon Ende der 1940er und Anfang der 1950er Jahr erkundete die Wismut die Region auf Uran und es kam zu einem geringfügigen Abbau von Uran. Diese frühen Arbeiten wurden durch das Objekt 08/103 durchgeführt. Die späteren Erkundungs- und Abbauarbeiten auf der Lagerstätte lagen in der Verantwortung des Bergbaubetriebs Aue.
Im Bereich der Gemeinde Pöhla befindet sich die Teillagerstätte Globenstein. Diese wurde bis 1960 von der Wismut erkundet. Eine nennenswerte Uranvererzung konnte nicht festgestellt werden, allerdings wurde eine bedeutende Skarnmineralisation mit Magnetit, Sulfiden und Kassiterit (Zinnstein) entdeckt. Der VEB Geologische Erkundung Süd, Freiberg in Zusammenarbeit mit der Maxhütte Unterwellenborn führte nach der Wismut weitere Erkundungsarbeiten in diesem Lagerstättenteil aus.
In den 1960er Jahren fand die SDAG Wismut in Bohrungen im Gebiet Hämmerlein und Tellerhäuser radioaktive Anomalien mit teilweise sichtbarer Pechblende sowie Zinnvererzungen vor. Deshalb wurde vom Luchsbachtal am Rand von Pöhla 1967 mit der Auffahrung eines Stollens in Richtung Hämmerlein und Tellerhäuser begonnen. Dieser Stollen erreichte eine Gesamtlänge von 7.845 m, wobei bei etwa 3 km Stollenlänge die Teillagerstätte Hämmerlein aufgeschlossen wurde. Die Teillagerstätte Tellerhäuser im hinteren Bereich des Stollens wurde über zwei Blindschächte erschlossen, mit deren Teufe man 1970 bzw. 1976 begann. Die planmäßige Urangewinnung in Tellerhäuser wurde 1983 aufgenommen und am 31. Dezember 1990 eingestellt. Es wurden 1203,6 t Uran produziert (Löschung 1307,5 t). Am 1. Juli 1991 wies die Wismut restliche Gesamtvorräte von 3.746,9 t Uran aus. Neben der Urangewinnung erfolgte ein Abbau von Magnetit in geringen Umfang. Er wurde als Zuschlagstoff für den Beton der Kernkraftwerke in Lubmin und Stendal verwendet. Einige Bekanntheit erlangte das Auffinden einer relativ reichen Silbervererzung auf der +120-m-Sohle im Jahr 1990 kurz vor Einstellung des Bergbaus. Einige Tonnen des Materials wurden gewonnen, allerdings keiner Aufbereitung zugeführt. Das Erz bestand hauptsächlich aus massiven gediegen Arsen verwachsen mit gediegen Silber und untergeordnet Proustit. Die zuständigen Behörden der DDR hatten bereits Mitter der 1980er Jahre beschlossen, die Silbererkundung und -gewinnung und Pöhla und Niederschlema-Alberoda einzustellen, da die Aufbereitung der Erze in Crossen und Freiberg durch den hohen Arsengehalt zum einen sehr teuer und zum anderen mit hohen Umweltbelastungen verbunden war.
Die Uranvererzung im Bereich Hämmerlein erwies sich als unbedeutend; während der Erkundungsarbeiten wurden 12,8 t Uran gewonnen, weitere abbauwürdige Vererzungen wurden nicht angetroffen. Allerdings wurde eine umfangreiche Zinnvererzung aufgefunden und intensiv erkundet. Die positiven Ergebnisse der Zinnerkundung in Hämmerlein ließen eine Wiederaufnahme der Erkundungsarbeiten in Globenstein folgen. Auch hier wurden umfangreiche Zinnvorräte entdeckt sowie eine bedeutende Wolframvererzung. Es erfolgte ein experimenteller Abbau in Hämmerlein sowie Aufbereitungs- und Verhüttungsversuche des Erzes in Crossen. Die schwierige Mineralogie der Zinn- und Wolframerze in den Skarnen machte die Aufbereitung allerdings sehr aufwendig und teuer, obwohl die Gehalte der Erze besser sind als in den bis 1991 betriebenen Zinnlagerstätten Altenberg und Ehrenfriedersdorf. Im Ergebnis der Erkundungsarbeiten wies die Wismut für die drei Teillagerstätten insgesamt Ressourcen von 277.000 t Zinn, 70.000 t Wolfram, 400.000 t Zink, 7,7 Mio. t Magnetit sowie bedeutende Gehalte von Indium und Kadmium aus. Das Tochterunternehmer Wisutec der Wismut GmbH erhielt 2006 die Genehmigung durch das sächsische Oberbergamt zur erneuten Erkundung der Wolframvererzung in Globenstein.

Wie alle bedeutenden Uranvorkommen im westlichen Erzgebirge befindet sich das Lagerstättenfeld Pöhla im Bereich der Gera-Jachymov Störungszone und im äußeren Kontakthof des Eibenstocker Granitmassives. Die Gesteine der Lagerstätte sind paläozoische Metasedimente. Darin enthaltene Karbonathorizonte wurden in Folge der Granitintrusion gegen Ende der variszischen Orogenese teilweise in Skarne umgewandelt und mit verschiedenen Metallen vererzt. Nachfolgend bildeten sich eine Quarz-Kassiterit-Vererzung auf unzähligen parallelen Klüften (sogenanntes „Schiefererz“). Diese Klüfte sind auch für die Vererzung der Skarne mit Kassiterit verantwortlich. Nachfolgend kam es auf Spalten zu einer hydrothermalen Vererzung mit Uran. Die Gangtypen sind denen in Schneeberg-Schlema-Alberoda gleich. Als älteste Gänge treten Quarz-Kalzit-Uranerzgänge auf, gefolgt von Dolomit-Uranerzgängen. Jüngste Bildungen sind Quarz-Karbonatgänge mit Wismut-Kobalt-Nickelerzen, sowie Silber, Arsen und untergeordnet Uran.
Die Teillagerstätte Pöhla-Hämmerlein ist als Besucherbergwerk zugänglich, und alle bedeutenden Vererzungstypen sind dort für Besucher sichtbar. Im „Morgenstern-Stollen“, einem kleinen Schaubergwerk in Pöhla unweit des Hauptstollen der Wismut, ist die Scheelit-Vererzung aufgeschlossen.

Kleinere Betriebsstätten

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Schwarzenberg und Umgebung (Objekt 08/103)

Schwarzenberg liegt im Westerzgebirge 10 km südlich von Aue. Wie in vielen Orten des Erzgebirges gibt es auch hier eine lange Bergbautradition mit der Gewinnung von Silber, Eisen, Kupfer, Zinn und Zink. Das Objekt 08 der SAG Wismut suchte ab 1947 in der Region Uran. 1950 wurde es in Objekt 103 umbenannt und 1954 an das Objekt 01 (Johanngeorgenstadt) angeschlossen. Das Objekt 08 schloss 14 kleine Grubenfelder zwischen Schwarzenberg im Norden, Raschau im Osten, der tschechischen Grenze im Süden und Antonsthal im Westen auf. Weiterhin gab es noch einige Erkundungsreviere ohne positives Ergebnis. Die Gesamtproduktion aller Bergwerke bis zur Produktionseinstellung 1959 lag bei etwa 1.400 t Uran, wovon das Feld „Weißer Hirsch“ (Schacht 235 in Antonsthal) 740 t und das Feld Seifenbach bei Rabenberg im Süden 230 t Uran lieferte. Alle weiteren Gruben hatten eine Produktion von weniger als 100 t Uran.
Nebengesteine der Erzgänge sind paläozische Gneise, Schiefer, Skarne und Amphibolite. Bei Erkundungsarbeiten in den 1960er und 1970er Jahren stellte die SDAG Wismut prognostische Ressourcen von 28.000 t Zinn, 23.000 t Wolfram, 95.000 t Zink und anderen Metallen im Raum Antonsthal fest. Im Dezember 2007 erteilte das sächsische Oberbergamt der Deutschen Rohstoff AG (Heidelberg) die Erlaubnis zum Aufsuchen von Bodenschätzen bei Antonsthal.
 

Schneckenstein/Gottesberg

Etwa 10 km südöstlich der Stadt Auerbach/Vogtl. befinden sich die beiden benachbarten, aber voneinander getrennten Uranreviere Gottesberg und Schneckenstein. Das kleinere Revier Gottesberg schließt sich im Südosten an die Gemeinde Tannenbergsthal an, die größere Lagerstätte Schneckstein liegt etwa 2,5 km südlich von Tannenbergsthal. In diesem Gebiet gab es alten Bergbau auf Silber, Wismut und vor allem auf Zinn. In geringem Umfang gab es zwischen 1863 und 1873 auch eine Produktion von Uran als Nebenprodukt in Gottesberg. Erwähnenswert ist auch der Abbau auf Edelstein-Topas vom namensgebenden Topasfelsen Schneckenstein, einem geschützten Geotop.
Bereits 1946 gab es kurzfristige Untersuchungsarbeiten auf Uran im Revier in alten Gottesberger Grubenbauen, allerdings mit negativem Ergebnis. Die Uranerkundung wurde 1948 wieder aufgenommen, diesmal mit positiven Resultaten. Die Uranförderung setzte auf beiden Revieren 1949 ein. Von der zwischen den beiden Uranrevieren gelegenen und bis 1964 aktiven Zinnerzgrube Tannenberg wurde die Aufbereitungsanlage, nicht jedoch das Grubengebäude übernommen. Bis zur Einstellung der Gewinnung 1959 wurden im Revier Schneckenstein 1.163 t Vorräte gelöscht (Gewinnung 953 t Uran). Das Revier Gottesberg brachte zwischen 1949 und 1955 68,6 t Uran. Der Bergbau auf Zinn in Gottesberg wurde parallel zum Uranbergbau fortgeführt und 1954 eingestellt.

Die 1946 übernommene Aufbereitungsanlage der Zinnerzgrube war die erste Aufbereitung der Wismut. Sie verarbeitete schon erzgebirgische Uranerze, bevor der

Uranbergbau bei Tannenbergsthal einsetzte. Später kamen auch Erze aus Thüringen hinzu. Die Anlage wurde bis 1957 genutzt und danach teilweise abgebrochen. Nach Einstellung der Urangewinnung wurden einige Anlagen und Grubenbaue des Reviers Schneckenstein dem VEB Wolfram-Zinnerz Pechtelsgrün übergeben, der bis 1991 Baryt förderte. Zu diesem Zweck fuhr die Wismut 1960 als Auftragsarbeit einen 1.200 m langen Stollen von Brundöbra in Richtung Schacht 244 des Reviers auf, um die Barytlagerstätte besser zu erschließen.
Im Schneckensteiner Revier kommen die nordwest-streichenden Uranerzgänge in kontaktmetamorphen Meta-Sedimenten und Meta-Basiten des Ordoviziums vor. Der Kontakt zwischen den Meta-Sedimenten und dem Granit ist heute im Besucherbergwerk Tannenberg aufgeschlossen. Im Wesentlichen gibt es zwei uranführende Gangtypen: ältere Quarzgänge mit Pechblende, Hämatit und etwas Calcit sowie jüngere „biconi“-Gänge mit Quarz, Karbonaten, Arseniden, gediegenem Wismut, gediegenem Arsen und gediegenem Silber sowie umgelagerter Pechblende. Tektonisches Hauptelement ist die Barytstörung, die im Mittel 20 m (bis maximal 50 m) mächtig ist und eine jüngere Baryt-Quarz-Hämatit-Vererzung führt. Die Störung enthält etwa 3,6 Millionen Tonnen Roherz und war Ziel des Barytbergbaus. Auf der Störung selbst kommt keine Uranmineralisation vor, sie kontrolliert aber die parallel verlaufenden Uranerzgänge. Die gesamte Gottesberger Lagerstätte liegt innerhalb des Eibenstocker Granites, der zum Teil vergreist ist. Neben den zum Teil gangförmig ausgebildeten Greisen mit Zinn-Wolfram-Vererzung kommen Gänge mit Quarz, Fluorit, Hämatit und primärer Pechblende sowie Quarz-Sulphid-Gänge mit umgelagerter Pechblende vor. Die Lagerstätte hat auch eine ausgeprägte Oxidationszone mit vielen sekundären Uranmineralen ausgebildet. Das Gebiet beherbergt noch größere Ressourcen an Zinn (bis zu 120.000 t). Das Sächsische Oberbergamt erteilte der Deutschen Rohstoff AG (Heidelberg) 2007 die Bergbauberechtigung zur Durchführung von Erkundungsarbeiten auf der Zinnlagerstätte Gottesberg.

 

Annaberg-Buchholz

In und um Annaberg-Buchholz gab es seit dem 15. Jahrhundert Bergbau beginnend mit Kupfer und Zinn und gefolgt von Silber. Die Wismut begann mit der Erkundung und Gewinnung 1947 durch das Objekt 04 und beendete den Bergbau 1958. In diesem Zeitraum gewann man etwa 500 t Uran. Die durch die Wismut abgebauten Erzgänge in den Annaberger Gneisen enthielten vor allem Pechblende, die oftmals mit Kobalt, Nickel, Wismut und Silbermineralen verwachsen war. Eine Gewinnung dieser Nebenerze fand durch die Wismut nicht statt. In Annaberg-Buchholz gibt es derzeit zwei Besucherbergwerke, deren Anlagen früher durch die Wismut genutzt wurden: der Markus-Röhling-Stollen und der Dorothea-Stollen.

 

Bärenstein-Niederschlag

Unmittelbar an der tschechischen Grenze im Westerzgebirge unweit von Oberwiesenthal befindet sich die Ganglagerstätte Bärenstein-Niederschlag. Die SAG/SDAG betrieb hier ab 1947 Erkundung durch verschiedene Objekte, die Gewinnung wurde durch das Objekt 07 mit Sitz in Bärenstein (später verlegt nach Annaberg) durchgeführt. Der Wismut ging mindestens seit Mitte des 16. Jahrhunderts der Abbau von Silber, Eisen, Zinn und Kupfer voraus. In den 1920er und 1930er Jahren gab es bereits erfolglose Versuche, Uran abzubauen. Durch die Wismut wurden bis 1954 132,7 t Uran vor allem aus dem Südteil der Lagerstätte gewonnen. Die geschätzten Restvorräte belaufen sich auf bis zu 200 t Uran. Nach Einstellung der Urangewinnung im Jahr 1954 wurde der Lagerstättenteil Niederschlag bis 1988 auf Fluorit und Baryt erkundet und bis in eine Tiefe von 900 m eine bedeutende Vererzung mit diesen Industriemineralien im Liegenden der Uranvererzung festgestellt. Die nachgewiesenen geologischen Vorräte belaufen sich auf 1,6 Mill. t. 2008 erhielt ein Freiberger Unternehmen die Abbaurechte auf einem 6,8 km² großen Grubenfeld. Die Aufnahme des Abbaus ist für 2010 vorgesehen.

 

Reviere Dittrichshütte, Steinach und Schleusingen (Thüringen)

Im Süden von Thüringen wurde Anfang der 1950er Jahre im thüringischen Schiefergebirge und dem Thüringer Wald kleine Uranvorkommen entdeckt. In Folge wurden drei Kleinstlagerstätten abgebaut. Die Lagerstätte Dittrichshütte westlich von Saalfeld und südlich von Bad Blankenburg ist an silurische und ordovizische Schiefer gebunden. Die Arbeiten wurden durch die Objekte 27, 30 und 41 durchgeführt. 1954 wurden alle verbliebenen Anlagen dem Objekt 90 (Gera) übergeben. Die Uranvererzung tritt an Klüften, Störungen und Ruschelzonen in Form von Uranschwärze, sekundären Uranmineralen und seltener Pechblende auf. Der durchschnittliche Urangehalt lag bei 0,032 %. Die Lagerstätte wurde untertägig abgebaut, und es wurden 112,62 t Uran zwischen 1950 und 1954 produziert. In Steinach im Südosten des Thüringer Waldes betrieb die SAG Wismut einen kleinen Tagebau. Auch hier tritt die Uranvererzung in paläozoischen Schiefern auf. 1953 und 1954 gewann man hier 43,55 t Uran bei einem durchschnittlichen Urangehalt von 0,041 % im Erz. Der Tagebau ist heute ein Angelgewässer. In der Nähe von Schleusingen bei Suhl erkundete die Wismut mehrere kleine Erzvorkommen, die an den triassischen Buntsandstein gebunden sind. Untertägig abgebaut wurde nur das Vorkommen Hirschbach I, das 14 t Uran lieferte. Der Bergbau wurde Ende 1953 eingestellt.

 

Lagerstätte Marienberg

Die alte Bergstadt Marienberg befindet sich im mittleren Erzgebirge. Auch diese Stadt hat ihre Existenz dem Silberbergbau zu verdanken. Weiterhin wurden Zinn, Eisen, Kobalt, Nickel, Arsen, Kupfer und Uran gewonnen. Die letzte Silbergrube schloss 1899. Die Erkundung auf Uranerze durch die SAG Wismut begann 1947, das Objekt trug erst die Nr. 22, dann 05 und wurde schließlich dem Objekt 111 (Zusammenschluss von Objekt 07 und 04) in Annaberg angeschlossen. Der Uranbergbau erstreckte sich von Pobershau im Osten über Marienberg bis nach Wolkenstein im Westen. Der Bergbau wurde schon 1954 wieder eingestellt mit einer Gesamtproduktion von 121 t Uran. Nach Einstellung der Urangewinnung wurden einige Anlagen der Wismut an den VEB Erzgebirgische Spatgruben Bärenstein (seit 1957 Zinn- und Spatgruben Ehrenfriedersdorf) übergeben zum Zweck der Fluoriterkundung. Es konnten große Reserven an Baryt und Fluorit festgestellt werden, aber es gab nur einen geringen Versuchsabbau aufgrund der schlechten Qualität des Rohstoffs. Die Sanierung des Schachtes 302 wurde 2006 durch die Wismut GmbH abgeschlossen und der Stadt Marienberg zur Nachnutzung als geothermische Anlage übergeben.

 

Lagerstätte Bärenhecke (Schacht 209)

Diese 1948 erkundete Lagerstätte war Teil des ehemaligen Glashütter Bergbaureviers. Am Standort Bärenhecke wurde bereits seit 1458 Silber, Kupfer und Blei gefördert, der Abbau aber 1875 eingestellt. Bei der Neuerkundung wurden Uranvorräte im Umfang von ca. 44 t festgestellt, die bis 1954 vollständig abgebaut wurden. In dem kleinen Grubenfeld (Ausdehnung 0,85 km²) waren bis zu 388 Bergleute (1953) beschäftigt. Die Sanierung und Rekultivierung (Beseitigung von Bergschäden, Verwahrung der Grubenbaue) erfolgte in den 1960er Jahren.

 

Lagerstätte Niederpöbel

Ähnlich wie der Standort Bärenhecke konnte auch der Bergbau im Pöbeltal südlich von Schmiedeberg auf eine lange Tradition verweisen. Hier wurden seit ca. 1473 insbesondere Silber, Kupfer und Blei gefördert, der Abbau aber 1889 eingestellt. 1948 erfolgte die Erkundung einer 15 km² großen Uranerz-Lagerstätte. Das daraufhin in Betrieb genommene untertägige Grubenfeld umfasste aber nur eine Fläche von ca. 1,2 km². Bis November 1954 wurde die Lagerstätte nahezu vollständig abgebaut, die bis zu 600 Beschäftigten (1953) gewannen dabei ca. 30 t Uran. Die Sanierung und Rekultivierung erfolgte in den 1960er Jahren.

 

Lagerstätte Johnsbach

Die Lagerstätte Johnsbach umfasste ein äußerst geringes Vorkommen, das sich südlich des gleichnamigen Ortes und etwa 1,5 km westlich der Lagerstätte Bärenhecke befand. Es wurde 1949 in einer Tiefe von 100 bis 120 m entdeckt. Detaillierte Angaben über den Umfang der Erkundungs- und Bergarbeiten sind nicht erhalten geblieben.

 

Freiberger Revier (Objekt 26)

Im ältesten sächsischen Erzbergbaurevier wurde bereits vor 1945 Uran als Begleitmaterial des Silber- und Buntmetallbergbaus gefördert, allerdings nur in geringem Umfang. So umfasste der Abbau z.B. zwischen 1883 und 1897 nur etwa 4,4 t Uranerz. Ab 1947/48 erfolgten erneute Untersuchungen der alten Halden und Schächte hinsichtlich ihrer Uranhaltigkeit. Die Ergebnisse blieben aber hinter den Erwartungen zurück. So konnten aus den durchsuchten Halden nur knapp 8 kg Uran gewonnen werden. Auch die untersuchten Grubenfelder waren wenig ergiebig, eine Wiederaufnahme der Förderung erfolgte nur in wenigen Schächten. Schwerpunkt der Urangewinnung war die Grube Himmelfahrt in Freiberg, eine Urangewinnung gab es auch im südlich gelegenen Brander Revier. Die Uranvererzung trat vor allem an Kreuzungsbereichen von kb-Gängen (kiesig-blendige Gänge mit Quarz sowie Buntmetallsulphiden) mit fba-Gängen (fluor-baritische Bleierzgänge mit Baryt, Fluorit und Galenit) auf. Die geringe Produktivität führte bereits 1950 zur Einstellung des Uranbergbaus im Freiberger Revier. Bis dahin wurden 5,4 t Uran gewonnen, weitere 1,9 t Vorräte wurden als unwirtschaftlich abgeschrieben.

 

Weitere Erkundungsgebiete

Bis annähernd zur Einstellung der Produktion 1990 führte die SAG/SDAG Wismut Erkundungsarbeiten nach Uran durch, in die das gesamte Staatsgebiet der DDR einbezogen wurde. Neben der Erkundung von Randbereichen bekannter Lagerstätten suchte man auch in Gebieten ohne bekannte Uranmineralisationen nach neuen Vorkommen.
In jungfräulichen Erkundungsgebieten orientierte sich die Suche an den geologischen Rahmenbedingungen bekannter Uranvorkommen weltweit und versuchte davon ausgehend die Uranhöffigkeit der Erkundungsreviere einzuschätzen. Daran orientierte sich die Intensität und Aufwand der Sucharbeiten im jeweiligen Gebiet. In einigen Regionen im Norden der DDR wurden so nur grobmaschige geophysikalische Arbeiten durchgeführt und geologische Daten der Erdöl-/Erdgaserkundung ausgewertet. In anderen Regionen kam es hingegen zu intensiven Erkundungsarbeiten mit eigenem Bohrprogrammen und teilweise bergmännischen Arbeiten.
In folgenden Regionen wurden intensivere Erkundungsarbeiten durchgeführt:

  • Nordsächsische Senke (Sachsen/Sachsen-Anhalt)
  • Harz/Hornburger Sattel (Sachsen-Anhalt)
  • Kupferschiefer- und Kalirevier (Mansfelder Land und Werra; Sachsen-Anhalt/Thüringen)
  • Erzgebirgisches Becken (Sachsen)
  • Erzgebirge und Vogtland (Sachsen)
  • Elbtalgraben (Sachsen)
  • Lausitzer Scholle (Sachsen)
  • Döhlener Becken (Sachsen)
  • Thüringer Becken und Culmitzscher Halbgraben (Thüringen)
  • Ostthüringer Hauptsattel (Thüringen)
  • Schwarzburger Sattel (Thüringen)
  • Thüringer Wald (Thüringen)

Neben den Auffinden der beschriebenen in Abbau genommenen Lagerstätten konnte die Wismut in einigen Regionen weitere Uranmineralisation- und kleinere Vorkommen nachweisen. Folgende nicht-abgebaute Vorkommen wurden als prognostische Ressourcen in die letzte Vorratsbilanz der Wismut von 1991 ausgewiesen:

  • Kyhna - Schenkenberg und kleinere Vorkommen in NW-Sachsen (Region Delitzsch): 6.660 t Uran
  • Hauptmannsgrün - Neumark (Vogtland): 2.270 t Uran
  • Rudolstadt (Thüringen): 1.300 t Uran
  • kleinere Vorkommen im Erzgebirge: 11.200 t Uran

Erzverarbeitung

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Die Wismut produzierte insgesamt 230.400 t Uran bis 1990, das in Form verschiedener Produkte an die Sowjetunion geliefert wurde. Dieses waren „Warenerze“ und chemische Konzentrate verschiedener Qualität. Der größte Teil des Urans aus den Ganglagerstätten des Erzgebirges und Vogtlandes wurde in Form von Warenerzen an die Sowjetunion geliefert. Die Produktion dieser Warenerze begann z.T. direkt auf dem Abbau beziehungsweise in Sortieranlagen an den Schächten durch Aussortieren von Erzen, die mehr als 1 % Uran enthielten. Der Erzgehalt wurde anhand der Gammastrahlung der Erze bestimmt. Die Warenerze wurden auf Beprobungszechen gesammelt und beprobt, bevor sie per Eisenbahn verschickt wurden. Die bedeutendste dieser Anlagen war die „Zeche 50“ in Aue, die bis 1980 betrieben wurde. Erze unter 1 % Uraninhalt wurden als „Fabrikerze“ an die Aufbereitungsbetriebe geliefert, wo mechanische Konzentrate mit einem durchschnittlichen Urangehalt von etwa 5 % hergestellt und ebenfalls als Warenerze an die Sowjetunion geliefert wurden. Von den 81.000 t Uran in Warenerzen kamen etwa 15.000 t direkt von den Bergwerken und 66.000 t aus Aufbereitungsbetrieben. Die Produktion von Warenerzen wurde 1980 eingestellt, danach wurden nur noch chemische Konzentrate produziert. Erze aus den Nicht-Ganglagerstätten der Wismut wurden von Anfang an chemisch behandelt, da die relativ gleichmäßige Uranverteilung in diesen Erzen eine mechanische Sortierung uneffektiv machte.

Einige Bergwerke verfügten über radiometrische automatische Aufbereitungsfabriken (RAF) oder -sortieranlagen (RAS), in denen das Fabrikerz angereichert wurde, bevor es in die Aufbereitungsanlagen geschickt wurde. Mehrere Schächte aus der Anfangszeit der Wismut hatten RAS. Über RAF verfügte der „Schacht 371“ (Hartenstein), das Bergwerk Pöhla und der Bergbaubetrieb „Willi Agatz“ (Freital). Der Bergbaubetrieb Schmirchau (Ronneburg) verfügte von 1960 bis 1970 über eine Anlage zur Feinkornwaschung. Die Vorsortierung arbeitete besonders gut für die Ganglagerstätten des Erzgebirges, während es für die Ronneburger Lagerstätte nicht sehr effektiv war. Das meiste Erz aus Ronneburg wurde ohne weitere Vorbehandlung in die zentralen Aufbereitungsanlagen geschickt.

Zur Verarbeitung der Erze betrieb die Wismut mehrere Aufbereitungsanlagen, die sie in den meisten Fällen von anderen Betrieben übernommen hatte. In den Anfangsjahren waren die folgenden kleineren Anlagen in Betrieb: die „Fabrik 75“ in Lengenfeld (Vogtland, vormalige Wolframaufbereitung), die „Fabrik 50“ in Tannenbergsthal (Vogtland, vormalige Zinnaufbereitung), das „Objekt 96“ in Freital (drei Anlagen, teilweise neu errichtet), die „Fabrik 79 / Objekt 98“ in Johanngeorgenstadt (neu errichtet), das Objekt 99 in Oberschlema (vormaliges Blaufarbenwerk) sowie das Objekt 100 in Aue (Nickelhütte). Die Anlagen produzierten verschiedene Produkte, zum einen wurde nach einer radiometrischen Sortierung weitere Warenerze aussortiert, ebenso nassmechanische Konzentrate und chemische Konzentrate („Yellow Cake“). Diese Anlagen verarbeiteten insgesamt etwas 18 Millionen Tonnen Erz. Die letzte dieser kleinen Aufbereitungen wurde 1962 in Freital stillgelegt. Einige wurden aber durch andere Betriebe weiter genutzt.

Das „Objekt 101“ mit der „Fabrik 38“, die 1951 in Betrieb ging, entwickelte sich zu einem der beiden zentralen Aufbereitungsanlagen der Wismut. Sie lag in Crossen am Nordrand von Zwickau und wurde 1968 in „Aufbereitungsbetrieb 101“ umbenannt. Sie verarbeitete Erze aus allen großen Lagerstätten der Wismut und produzierte insgesamt 77.000 t Uran aus 74,7 Mio. t Erz. In Crossen wurden sowohl mechanische Konzentrate aus erzgebirgischen Erzen (vor allem vom Bergbaubetrieb Aue) als auch chemische Konzentrate durch soda-alkalische Laugung produziert. Mitte der 1980er Jahre wurden auch Versuche zur Zinnerz-Aufbereitung von Erzen aus Pöhla-Hämmerlein durchgeführt sowie eine experimentelle Silbererz-Aufbereitung für Erze aus Pöhla und Niederschlema-Alberoda in Betrieb genommen. 1989 wurde begonnen, die Aufbereitung stillzulegen, da viele ihrer Anlagen veraltet waren und die rückläufige Produktion der Wismut zu Auslastungsschwierigkeiten führte. Das Konzentrat aus dem letzten Produktionsjahr hatte einen Urangehalt von 75 % bei einer Uranausbringung aus dem Erz von 93,3 %.

Die größte und modernste Aufbereitungsanlage der Wismut befand sich in Seelingstädt (Objekt 102, ab 1968 Aufbereitungsbetrieb 102), angrenzend an die Lagerstätte Culmitzsch in Ostthüringen. Die Anlage wurde 1961 in Betrieb genommen im Ergebnis der wachsenden Bedeutung des Ronneburger Erzfeldes, das sich etwa 15 km nördlich der Anlage befindet. Sie verarbeitete Erze aus allen Lagerstätten der Wismut mit den höchsten Lieferungen aus Ronneburg. Bis 1991 verarbeitete die Anlage 108,8 Mio. t Erz sowie Produkte aus dem Laugungsbergbau in Königstein und Schmirchau und produzierte 86.273 t Uran im Konzentrat. Es wurden zwei verschiedene chemische Verfahren zur Urangewinnung eingesetzt, in Abhängigkeit von der Geochemie des Erzes. Dies waren ein Verfahren mit soda-alkalischer Laugung und ein Verfahren mit schwefelsaurer Laugung. Beide Verfahren lieferten Konzentrate mit deutlich unterschiedlichen Urangehalten und Ausbringen des Urans aus dem Erz. Im Durchschnitt lag der Konzentratgehalt bei 60 % Uran und das Ausbringen bei 92 %. Das letzte Fass mit Yellow Cake wurde 1996 abgefüllt.

Von den 230.400 t Uran, die die Wismut lieferte, kamen 216.300 t Uran als Konzentrat aus den Aufbereitungsbetrieben. Dies beinhaltete die als chemische Konzentrate als auch die als Warenerz verschickten mechanischen Konzentrate.

Nach Einstellung der Uranproduktion wurden die beiden Aufbereitungsanlagen ab 1991 zum Sanierungsbetrieb Seelingstädt zusammengefasst. Die Tailing-Teiche (Industrielle Absetzanlagen - IAA) stellen eine der größten Herausforderungen bei der Sanierung der Wismutstandorte dar. Die schlammartigen Rückstände der Aufbereitungsbetriebe enthalten den größten Teil der ursprünglichen Radioaktivität des Uranerzes in Form von Radium und anderen Zerfallsprodukten des Urans sowie erhöhte Anteile von Stoffen wie Uran, Arsen und weiteren Schwermetallen. Es gibt insgesamt vier große Tailing-Teiche an beiden Standorten mit einer Gesamtvolumen von 152 Mio. m³. Die Urangehalte der Tailings liegen zwischen 50 und 300 g/t, die Arsengehalte bei 50–600 g/t und die Radiumgehalte bei 7 bis 12 Bq/g. Die Gesamtaktivität des Radiums in den Tailings liegt bei etwa 1.5*1015 Bq. Neben den Absetzanlagen gab es an beiden Standorten feinkörnige Bergehalden von der Erzsortierung. Bergematerial aus Crossen wurde zu DDR-Zeiten als Baustoff verkauft. Die Reste der Bergehalde wurden nach Betriebseinstellung in die IAA Helmsdorf umgelagert und werden dort mit den Tailings abgedeckt.

 

Hilfs- und Zulieferbetriebe

Die SAG/SDAG Wismut unterhielt mehrere Hilfs- und Zulieferbetriebe zur Unterstützung der Uranproduktion. Nach 1990 wurden diese Betriebe als Fertigungs- und Anlagenbau GmbH (DFA) aus der Wismut ausgegliedert.
Der Betrieb für Bergbauausrüstungen Aue (BBA) fertigte vor allem Technik für den Untertageeinsatz wie Bohrwagen, Grubenlokomotiven oder Fahrlader. Nach 1992 wurde der Betrieb Teil der DFA. Er wurde 1992 liquidiert, da die Abnahme von Bergbauausrüstung zusammengebrochen war und kein Investor gefunden wurde. Auch eine begonnene nicht-Bergbau-bezogene Radlader-Produktion konnte den Betrieb nicht retten.

Der Betrieb für Bergbau- und Aufbereitungsanlagen Cainsdorf (BAC) (Betrieb 563) in Zwickau ging aus der „Königin-Marien-Hütte Cainsdorf“ hervor. Er fertigte verschiedenste Ausrüstungsgegenstände für die Bergbau- und Aufbereitungsbetriebe der Wismut, unter anderem Behälter, Rohrleitungen, Seilscheiben, Ausbauelemente, Getriebe oder Sprengloch-Ladegeräte. Er fertigte auch für andere Bergbauunternehmen in der DDR. Teile des Betriebes wurden nach 1990 privatisiert.

Der Kraftfahrzeugreparaturbetrieb (KRB) hatte seinen Sitz in Chemnitz-Siegmar. Er ging aus dem dort ansässigen Teil der enteigneten Auto-Union AG hervor. Die SAG Wismut vergab zuerst nur Aufträge an den Betrieb, ab 1948 wurde er Teil des Unternehmens. Hauptaufgabe des Betriebes war die Reparatur von Fahrzeugen der Wismut sowie die Fertigung von Sonderfahrzeugen, Aufbauten und Zulieferteilen für die Automobilindustrie der DDR. Reste des Betriebes wurden 1992 durch die Belgische Firma Renders N.V. übernommen.

Der Bau- und Montagebetrieb 17 (BMB 17) war für die Erbringung von Bauleistungen im übertagebereich und untergeordnet Untertagebereich verantwortlich. Im Laufe der Zeit nahm er auch verstärkt Aufträge außerhalb der Wismut an. Aber 1990 bot der Bereich Bauwesen Leistungen auf dem freien Markt an.

Vor Allem der Verkauf von Baustoffen (z.B. Sand aus der Grube Kayna) war erfolgreich, aber ausstehende Forderungen machten dem Betrieb zu schaffen. 1992 wurde er Teil der DFA.

Der Transportbetrieb der Wismut war für den Personen- und Materialtransport der SAG/SDAG Wismut zuständig. Er verfügte über Autobasen an allen wichtigen Wismutstandorten sowie ein ausgedehntes Busnetz für den Belegschaftstransport. Er wurde 1992 Teil der DFA als Sparte Logistik.

Der Zentrale Geologische Betrieb (ZGB) mit Hauptsitz in Siegmar (Anfangs in Grüna) wurde 1966 gegründet und hatte als Hauptaufgabe die Erhöhung der Uranvorräte der SDAG Wismut. Die Tätigkeit des Betriebs führte zur Aufnahme von 100.800 t Uran in die Bilanzvorräte der Wismut. Er führte aber auch Bohrarbeiten für andere Betriebe der SDAG Wismut durch (z.B. beim Teufen von Schächten) sowie Erkundungsarbeiten auf Zinn, Wolfram, Seltene Erden und Flussspat. Außerhalb der Wismut erkundete er für andere Stellen der DDR auf Braunkohle, Steine und Erden sowie Trinkwasser. Der Betrieb wurde zum 1.  Januar 1991 abgewickelt.

Der Projektierungsbetrieb (PB) mit Hauptsitz in Grüna, später in Siegmar, konzipierte Aufbereitungs- und Bergbau- sowie andere Anlagen für die Wismut. Es stellte seine Tätigkeit am 31. Dezember 1990 ein.

Das Wissenschaftlich-Technische Zentrum (WTZ) entwickelte Technologien und Verfahren für die Urangewinnung der SAG/SDAG Wismut. Hierzu zählten unter Anderem Abbau- und Ausbauverfahren, Aufbereitungstechnologien, Arbeitssicherheit/ -gesundheit oder Automatisierung und Rationalisierung von Prozessen. Das Zentrum stellte 1990 seine Tätigkeit ein.

 

Bedeutung für die Wirtschaft der DDR

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Die SAG/SDAG Wismut war eines der größten Industrieunternehmen in der DDR mit anfänglich über 100.000 und später rund 45.000 Mitarbeitern. Die finanziellen und materiellen Aufwendungen für das Unternehmen stellten eine große Herausforderung für das Land dar. Die Kosten für den Abbau musste bis 1954 die DDR vollständig tragen, danach nur noch teilweise. Der Aufbau der großen Bergbauanlagen mit dem damit verbundenen Bedarf an Infrastruktur, Energieversorgung, Wohnraum und Kulturangeboten in zuvor meist ländlich geprägten Gebieten war mit großen Aufwendungen verbunden. Der Bergbau war besonders in Ostthüringen einer der Hauptarbeitgeber. Die gesamte Infrastruktur war praktisch auf diesen Wirtschaftszweig ausgerichtet. In Gera wurden die Neubaugebiete Bieblach, Lusan (ab 1972) und Bieblach-Ost (ab 1986) errichtet, und viele Straßen, Krankenhäuser und Schulen verdankten ihre Existenz dem Bergbau. Für den Transport des Erzes in die Aufbereitungsanlagen wurde zwischen Ronneburg und Seelingstädt eine neue Bahnstrecke gebaut. Die Belange der Wismut hatten oftmals Vorrang vor allen anderen Dingen in der DDR. So wurde z.B. die Eisenbahnstrecke Zwickau-Aue-Johanngeorgenstadt zweigleisig ausgebaut, während andernorts in der SBZ/DDR ein Gleis zweigleisiger Strecken als Reparationsleistung für die UdSSR demontiert wurden. Später wurde die SDAG Wismut immer stärker in die DDR-Wirtschaft eingeflochten und erbrachte auch Leistungen außerhalb ihres eigentlichen Tätigkeitsbereiches. Diese Leistungen wurden vor allem durch die Hilfs- und Zulieferbetriebe der Wismut erbracht: Der Zentrale Geologische Betrieb der Wismut erbrachte Erkundungs- und Bohrleistungen sowohl für andere Bergbaubetriebe als auch für die Wasserwirtschaft der DDR; der Baubetrieb der Wismut wurde zum Bau von Wohn- und Kultureinrichtungen landesweit eingesetzt; der Fahrzeugreparaturbetrieb baute Spezialanfertigungen (u.a. Pistenraupen) und Teile für die Nutzfahrzeugproduktion von IFA, und der Betrieb für Bergbauausrüstung Aue lieferte Maschinen für alle großen Bergbaubetriebe der DDR. Trotzdem blieb die Wismut eine Belastung für die Wirtschaft der DDR und konnte zu keinem Zeitpunkt Uran zu Weltmarktpreisen liefern. 1984 berechnete die Wismut die Selbstkosten pro kg für die Restressourcen des Unternehmens (inklusive Erkundungsreviere). Diese schwankten zwischen 321,60 Mark (Bergbaubetrieb Königstein) und 1005,60 Mark (Baufeld Freital-Heidenschanze). Im Durchschnitt lagen sie für alle bewerteten Uranressourcen bei 471,60 Mark/kg und bei 506 Mark/kg Gesamtkosten für Uran im chemischen Konzentrat. Auf DM-Basis gibt es nur eine Bewertung für die Ressourcen des jüngsten Bergbaubetriebes der Wismut Drosen durch Interuran/Cogema. Diese ermittelten Gewinnungskosten von 369 DM/kg bei einem Schwellengehalt (Cut-Off) von 0,03 % Uran und 203 DM/kg bei einem Cut-Off von 0,1 % Uran.

Gehälter und Versorgung

Im Jahr 1947 lag der Bruttoverdienst unter Tage in den verbreitetsten Lohngruppen bei 1,28 Mark pro Stunde. Zu diesem Zeitpunkt wurden 48 Stunden pro Woche gearbeitet. In den Jahren 1986 bis 1989 lag der vergleichbare Stundenlohn bei 4,05 Mark, und es wurden 40 Stunden pro Woche gearbeitet. Der Monats-Bruttolohn für alle Mitarbeiter der Wismut lag im Jahr 1959 bei durchschnittlich 815 Mark und im Jahr 1989 bei 1.419 Mark. Die bestbezahlte Berufsgruppe waren die Hauer, die 1989 2.111 Mark brutto im Monat verdienten. Hinzu kamen anfänglich Sach- und später Geldprämien für Normübererfüllung, langjährige Betriebszugehörigkeit und ähnliches.
In Fragen der Versorgung hatten die Angestellten der Wismut eine privilegierte Stellung inne. So gab es teilweise Geschäfte nur für sie, genannt HO-Wismut oder Wismut-HO (HO für Handelsorganisation), in denen Produkte zu kaufen waren, die im normalen Handel kaum oder gar nicht erhältlich waren. Wismut-Kumpel bekamen bis in die 1970er Jahre besondere Marken, die zum billigeren Einkauf berechtigten. Besonders begehrt und legendär war der akzisefreie Trinkbranntwein, der sogenannte „Kumpeltod“ oder „Wismut-Fusel“, mit 32 % Alkohol in der 0,7-Liter-Flasche und nur auf Bezugsschein für 1,12 M bis 1990 erhältlich. Obwohl alle Bergarbeiter in der DDR Anspruch auf den „Kumpeltod“ hatten, wird dieses Getränk besonders stark mit der Wismut assoziiert. Die Grundzuteilung für Bergleute der Wismut betrug 2 l im Monat, mit Zusatzzuteilung konnten es bis zu 4 l pro Monat sein. Die Bezugsscheine waren bei der Bevölkerung sehr begehrt und wurden gehandelt, obwohl dies verboten war.

 

Arbeitsunfälle und Gesundheitsschäden

Die Bergarbeiter waren schweren gesundheitlichen Gefährdungen ausgesetzt. Die minderwertige technische Ausstattung sowie mangelnde Erfahrung und Ausbildung der verpflichteten Arbeiter waren der Grund für die hohe Zahl von Arbeitsunfällen vor allem in den 1940er und 1950er Jahren. Für die Jahre 1946 bis 1948 existiert nur eine Schätzung von 200 tödlichen Arbeitsunfällen, für die Jahre 1949 bis 1964 werden 376 tödliche Arbeitsunfälle angegeben, die die 33 Toten der Brandkatastrophe von Niederschlema im Jahre 1955 beinhalten. Bei diesem Grubenunglück am 16. Juli 1955 kam es zu einem Kabelbrand am Schacht 208b. Durch die schlechte Organisation im Bereich Arbeitssicherheit und des Grubenrettungswesens verloren 33 Menschen ihr Leben und 106 wurden verletzt. Zu den Toten gehörten auch eine hohe Zahl von Rettungskräften. Nach diesem Unglück rückte die Arbeitssicherheit mehr in den Mittelpunkt und alle untertägig Beschäftigten als auch Besucher der Gruben mussten CO-Selbstretter mit sich führen. Es kam zu weiteren Bränden in den Bergbaubetrieben, vor allem in Ronneburg stellten die endogenen Brände verursacht durch unzureichende Abbauverfahren ein Problem bis Mitte der 1960er Jahre dar, allerdings gab es keine weiteren Todesopfer durch Grubenbrände. Die Gesamtanzahl der tödlichen Arbeitsunfälle in den Jahren 1946 bis 1990 liegt inklusive der Schätzungen für die ersten Jahre bei 772.

Als Berufskrankheiten bei der Wismut stellt die Silikose sowie der durch ionisierende Strahlung auftretende Lungenkrebs („Schneeberger Krankheit“) die größte Gefahr für die Mitarbeiter der Wismut dar. Die Silikose wird durch feinsten Staub ausgelöst, der beim Bohren, dem Transport und der Bearbeitung des Erzes bzw. des Nebengesteins entsteht. Vor allem die quarzreichen Erze und Gesteine (Gneise und Glimmerschiefer) des Erzgebirges und Vogtlandes stellten hierbei die größte Silikosegefahr da; die quarzarmen Gesteine des Ronneburger Erzfeldes waren weniger, wenn auch nicht gänzlich unproblematisch. Die Gefahr durch Staub war schon vor dem Zweiten Weltkrieg bekannt, und es gab entsprechende gesetzliche Regelungen für den Arbeitsschutz in Sachsen seit 1929. Effektive Maßnahmen zur Staubbekämpfung sind das Nassbohren (das heißt das Bohrklein wird mit Wasser statt mit Pressluft aus dem Bohrloch ausgetragen) sowie eine effektive Wetterführung. Zu Beginn des Uranbergbaus in Ostdeutschland gab es aber keine entsprechende technische Ausrüstung, und es mangelte an Ausbildung und Sensibilisierung der meist unerfahrenen Bergleute und der sowjetischen Grubenleiter für das Problem. So wurde auch von vielen Bergleuten auf Nassbohren verzichtet, falls die technische Ausrüstung vorhanden war, um höhere Leistungen und damit Prämien zu erzielen. Erst ab Mitte der 1950er Jahre wurden das Trockenbohrverbot in der Wismut und eine effektive Wetterführung konsequent umgesetzt. Ebenso wurde beim Transport und der Verarbeitung des Haufwerkes auf Staubvermeidung durch z.B. Berieselungsanlagen geachtet, und es wurden Stellen in der Staubmessung und Staubbekämpfung auf den Betrieben geschaffen. Trotzdem blieb Quarzstaub an vielen Arbeitsstellen weiterhin bis zur Produktionseinstellung 1990 ein Gesundheitsrisiko. Zum Stand vom 31. Januar 1997 wurden im Zeitraum 1952 bis 1990 14.592 Fälle von Silikose als Berufskrankheit bei der Wismut anerkannt.

Der durch ionisierende Strahlung ausgelöste Lungenkrebs folgt an zweiter Stelle der Berufskrankheiten bei der Wismut. In der Zerfallsreihe von Uran-238 und Uran-235 kommen die Isotope des Edelgases Radon vor. Dieses wird über Klüfte aus dem Gestein sowie aus dem gebrochenen Erz an die Grubenluft abgegeben. Radon selbst zerfällt weiter zu den radioaktiven Isotopen der Schwermetalle Polonium und Bismut (Radonfolgeprodukte - RFP; Alpha-Strahler). Diese können an Staubteilchen haftend eingeatmet werden und sich in der Lunge der Bergarbeiter absetzen und so das Lungengewebe radioaktiver Strahlung aussetzen. Wie auch bei der Silikose spielen bei der Reduzierung der Gefahr durch Radon und RFP die Staubbekämpfung und eine entsprechende Wetterführung eine große Rolle, was beides in den frühen Jahren der Wismut nicht gegeben war. Erst 1956 wurde damit begonnen, Messungen der radioaktiven Belastung in den Betrieben der Wismut durchzuführen. Diese Messwerte wurden allerdings längere Zeit den für die Anerkennung von Berufskrankheiten zuständigen Ärzten aus Geheimhaltungsgründen nicht zur Verfügung gestellt, so dass diese die Fälle nur aufgrund der Länge der Beschäftigung bei der Wismut sowie der Arbeitsplatzcharakteristik bewerten konnten. Weiterhin wurden Abschätzungen aus Messwerten des Erzbergbaus im Erzgebirge aus den 1930er und 1940er Jahren zur Bewertung der Fälle zu Rate gezogen. Zum Stand vom 31. Januar 1997 wurden im Zeitraum 1952 bis 1990 5.275 Fälle von Bronchialkrebs durch ionisierende Strahlung als Berufskrankheit bei der Wismut anerkannt. Eine auffällig hohe Zahl an Silikose verstorbener Bergleute wies ebenso ein Lungenkarzinom auf, was bei Silikosefällen außerhalb des Uranbergbaus untypisch ist. Dies weist auf die unheilvolle Wechselwirkung beider Krankheiten hin. Eine hohe Anzahl der Erkrankten arbeitete in der Frühzeit und dann auch nur relativ kurz bei der Wismut. Die späteren Beschäftigten waren durch Kontroll- und Bewetterungsmaßnahmen besser vor Radon und RFP geschützt.

Weitere bergbautypische Berufskrankheiten bei der Wismut waren Vibrations- und Überlastungsschäden, Gehörschäden, Hauterkrankungen und Erkrankungen durch toxische Stoffe. Im Gegensatz zu den Lagerstätten Königstein, Freital und Ronneburg ließ sich die Arbeit auf den Ganglagerstätten im Erzgebirge nur schwer mechanisieren durch den angewendeten Firstenstoßbau mit seinem geringen Platzangebot für größere Technik. Bei diesem Abbauverfahren mussten die Bergleute die Bohrhämmer mit der Hand führen, wobei sie ständig in direkten Kontakt mit dem Gerät waren und sich die Vibrationen auf die Gelenke der Bergleute übertrugen und so zu entsprechenden Gesundheitsschädigungen führten. Versuche, Techniken einzuführen, um den Bergmann vom direkten Kontakt mit dem Bohrgerät zu lösen, blieben weitgehend erfolglos.

 

Gesundheitswesen Wismut

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Ab 1954 gewannen Sicherheit und Gesundheitsschutz an Bedeutung. Neben dem staatlichen Gesundheitswesen der DDR gab es das separate Gesundheitswesen Wismut. Das Gesundheitswesen Wismut betrieb insgesamt 45 medizinische Einrichtungen, darunter 21 Betriebsambulatorien, sieben Polikliniken, Bergarbeiterkrankenhäuser in mehreren Städten und Sanatorien in Bad Elster, Warmbad, Bad Liebenstein, Schlema und auch Bad Sulza. Das „Wismut-Sanatorium“ in Bad Sulza – das heutige Klinikzentrum Bad Sulza – wurde zwischen 1964 und 1969 errichtet. Wismut-Krankenhäuser und -Kliniken waren zunächst wesentlich besser ausgestattet als die medizinischen Einrichtungen in der übrigen DDR. Von 1968 bis 1989 war das „Wismut-Sanatorium“ in Bad Sulza, das der Behandlung chronischer Atemwegserkrankungen diente, die zentrale Rehabilitationseinrichtung der SDAG Wismut und auch die modernste Rehabilitationsklinik der DDR. Die Mitarbeiter der SDAG Wismut hatten das Recht auf eine Rehabilitationsmaßnahme pro Jahr.

 

Umweltschäden und Sanierung

Der Uranbergbau durch die SAG/SDAG Wismut stellte einen tiefen Eingriff in die Natur und Kulturlandschaft der betroffenen Gebiete dar. Der direkteste Eingriff war das Verschwinden von Städten und Dörfern in den Bergbaugebieten. Die meisten Gebäude Oberschlemas und im Stadtzentrum von Johanngeorgenstadt mussten abgerissen werden in Folge des unsachgemäßen oberflächennahen Abbaus von Erzgängen. Im Ronneburger und Culmitzscher Revier mussten mehrere Dörfer dem Platzbedarf für die Halden und Tagebaue weichen. Der potentielle Eintrag von Schadstoffen in den Luft- oder Wasserpfad ist jedoch das längerfristig größere Problem des Uranbergbaus. Die Hauptschadstoffe sind Uran, Radium, Radon und seine Folgeprodukte und je nach Mineralogie der verschiedenen Lagerstätten Elemente wie Arsen, Eisen oder Mangan. Diese Stoffe können als Staub oder durch Sickerwasser aus den Halden und Absetzanlagen ausgetragen werden oder direkt durch das Grubenwasser in das Grundwasser oder die Vorfluter gelangen. Für Wohnbebauung in unmittelbarer Nähe der Lagerstätten und Halden stellt Radon ein großes Problem dar, da dieses und seine Folgeprodukte sich in geschlossen Räumen ansammeln können. Weiterhin tritt eine Umweltgefährdung wie bei anderen Industrie- und Bergbaubetrieben durch Betriebsstoffe wie Kraftstoffe, Fette und Öle auf.

Bei der Stilllegung von älteren Standorten durch die SAG/SDAG Wismut beinhalten die Sanierungsmaßnahmen meist nur den Abbruch der Betriebsanlagen, eine Verwahrung der Schächte sowie gegebenenfalls eine Konturierung und Aufforstung der Haldenkomplexe. Mit dem Beschluss zur Stilllegung der Aufbereitungsanlage Crossen und des Bergbaubetriebes Willie Agatz in Dresden-Gittersee wurde durch die SDAG Wismut erstmals ein Sanierungskonzept für zwei große Betriebsstandorte erarbeitet. Durch die Ereignisse 1990 und die Einstellung der Uranproduktion 1990 wurde ab 1991 ein Konzept für alle Standorte der Wismut erarbeitet und umgesetzt. Die 1991 gegründete bundeseigene „Wismut GmbH“ war dabei für die Sanierung aller Standorte der Wismut verantwortlich, die zum 30. Juni 1990 im uneingeschränkten Besitz der Wismut waren. Dies waren Flächen mit einer Gesamtausdehnung von 37 km², 310 Mio. m³ Abraumhalden und rund 150 Mio. m³ Aufbereitungsrückständen. Zum Unternehmen gehörten 1990 fünf Bergbaustandorte und zwei Aufbereitungsbetriebe. Zu den Schwerpunkten der Tätigkeit der Wismut GmbH gehören:

  • die sichere Verwahrung der Grubenbaue und Schächte
  • Behandlung des Flutungswassers
  • Dekontaminierung und Rückbau der Betriebsanlagen
  • Sanierung der Halden und Tagebaue
  • Sanierung der Industriellen Absetzanlagen

Die Aufgaben wurden von eigenständigen Sanierungsbetrieben (später Niederlassungen) der Wismut GmbH durchgeführt:

  • Sanierungsbetrieb Ronneburg (Bergbaurevier Ronneburg)
  • Sanierungsbetrieb Aue (Lagerstätten Niederschlema-Alberoda und Pöhla)
  • Sanierungsbetrieb Königstein (Lagerstätten Königstein und Freital)
  • Sanierungsbetrieb Seelingstädt (Aufbereitungsbetriebe Seelingstädt und Crossen)

Die Sanierungsumfänge richten sich unter anderem nach dem Nachnutzungskonzept für die Flächen. Ein Großteil wird zur forstwirtschaftlichen Weiternutzung an andere Träger übergeben, aber auch Naherholung und Freizeit (z.B. Kurpark Oberschlema) und gewerbliche Nutzung sind vertreten. Der südliche Teil der Lagerstätte Ronneburg mit den sanierten Halden- und Tagebauflächen war im Jahr 2007 Bestandteil der Bundesgartenschau Gera-Ronneburg.
Bis zum Ende des Jahres 2006 wurden 85 % der geplanten Sanierungsmaßnahmen durchgeführt und dafür 4,8 Milliarden Euro der bereitgestellten Mittel verwendet. Standorte, die vor dem 31. Dezember 1962 von der Wismut an andere Träger abgegeben wurden und 1990 nicht mehr im Besitz des Unternehmens waren, müssen durch die Wismut GmbH bzw. ihren Träger nicht saniert werden. Allerdings wurde für die sächsischen Altstandorte 2003 ein Verwaltungsabkommen zwischen dem Freistaat Sachsen und dem Bund getroffen zur Sanierung dieser Objekte durch die Wismut GmbH. Diese Maßnahmen werden allerdings nicht aus dem 6,2-Milliarden-Euro-Budget der Wismut finanziert. Nach Wismut-Angaben wurden bis Ende 2009 rund 5,3 Milliarden der 6,4 insgesamt geplanten Milliarden ausgegeben. Für die Sanierung, die in ihrem Umfang einzigartig ist, musste die Wismut GmbH eine Reihe neuer Technologien erarbeiten, wie z.B. für die Abdeckung der Industriellen Absetzanlagen. Diese Techniken werden heute von der 2002 gegründeten Tochtergesellschaft „Wisutec GmbH“ vermarktet.

 

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